Dienstag, 10. März 2015
Die kleinen Sandförmchendiebe im kommunistisch angedachten Buddelkasten
Ich mach` das jetzt einfach mal, dachte ich mir... Ich will das jetzt wirklich mal wissen... Oooh ja! Ich möchte hier und jetzt sehen, ob das klappt oder nicht! "Was denn???", werden Sie mich jetzt fragen - und ich muss bei der Antwort etwas schmunzeln... Ganz einfach - ich will testen, ob der "lebendige Kommunismus" in unserer Gesellschaft eine Chance hat!

Wir hier in Deutschland leben in einem freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Kommunismus - so hat man es mir mal erklärt - ist, wenn alle alles miteinander teilen, sich niemand bereichert und sich jeder immer nur soviel nimmt, wie er gerade braucht. Das Ganze ist mit den Menschen von heute aber nicht machbar, wurde immer gleich abgewunken...

Nun ja, mit mir wäre das tatsächlich machbar! Soviel steht ganz sicher fest! Man kann immer nur 1 Paar Schuhe tragen, und wenn man satt ist, ist man satt - voll ist voll, mehr geht dann auch nicht. Letzteres versuche ich manchmal den Leuten in der U-Bahn zu erklären, die sich immer noch in den Waggon drängeln, obwohl ich mit der Nase schon an der Tür klebe - aber das 1. Physikalische Grundgesetz (Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein.) erschließt sich vielen Fahrgästen des Öffentlichen Nahverkehrs leider nicht...

Aber zurück zum Teilen und zum gelebten Kommunismus! Die Menschen von heute "teilen" eine ganze Menge mit ihren Mitmenschen, nur dass das Ganze mehr ein "Mitteilen" von m.E. völlig unwichtigen Dingen ist. Mich interessiert das Privatleben anderer Leute nicht sonderlich und ich selbst sehe nicht den geringsten Sinn darin, der Internetgemeinde mitteilen (posten) zu müssen, was ich gerade zu Mittag esse. Diese Smartphone-Menschen müssen offensichtlich alle möglichen "Informationen" mit ihrer Umwelt teilen - sprich rein ideelle Dinge - materielle Dinge natürlich nicht!

"Brich`mit Deinem Nächsten das Brot" klappt nicht, weil ein Brot nunmal nicht in eine pdf-Datei passt! Mist aber auch! Was man aber dennoch backen kann, sind Kuchen! Nämlich Sandkuchen im Sandkasten - daher hier mein kleines, ureigenes Kommunismus-Projekt in entsprechender Location: Letzten Sommer habe ich aus eigenem Budget heraus eine ganze Menge unterschiedlichen Sandkasten-Spielzeuges gekauft und habe jedes einzelne Teil mit den Worten beschriftet: "Nicht mitnehmen! Bitte auf dem Spielplatz lassen!" Das Ganze mit wasserfester, gut leserlicher Druckschrift, die definitiv NICHT zu übersehen war!

Mein Kommunismus-Ansatz war der, dass wenn die kleinsten Vertreter unserer Gesellschaft - unsere Kinder - schon nicht "teilen" können, dann sind auch wir Erwachsene oder zumindest der Großteil von uns so sozialisiert, dass gemeinsames öffentliches Eigentum nicht realisierbar ist. Logischerweise bringt jeder kleine "Proband" auf Grund der Aufsichtspflicht ihm gegenüber einen erwachsenen bzw. zumindest einen des Lesens mächtigen Begleiter mit, dem die Spielzeug-Beschriftungen nicht entgehen können.

Was kleine Sandkastenbuddler auch sehr gut wissen ist: was ist meins und was ist nicht meins. Und sie wissen auch sehr schnell: das will ich jetzt haben! Gesagt - getan! In einer Sommer-Nacht-und-kein-Nebel-Aktion habe ich meine 30 Buddelspielzeugteile lustig im hiesigen Sandkasten in meiner Straße verstreut und hatte mächtig Spaß dabei! So! Und jetzt raten Sie, ob und wie sich der Kommunismus im Buddelkasten breit gemacht hat!!!

Gut eingeschätzt! Und ja - völlig richtig erkannt! Der gute Kommunismus ist schon in den Anfängen an seiner Habgier erstickt! Am ersten Abend zählte ich 25 Eimerchen, Schäufelchen und Förmchen - es fehlten alle jene, die nach Maurerwerkzeug aussahen! Okeeeeeeyyyyyyy..... Am zweiten Durchzählabend minimierte sich das Buddel-Equipment auf 17 Teile - ein Eimerchen war weg und alles, was nach Meerestierförmchen aussah auch! Na suuupiiiiiiiiii.... Am dritten und letzten Abend (länger wollte ich aus Frustration dann doch nicht zählen) fanden sich noch 11 Teile - Eimer alle weg, Schaufeln komplett mitgenommen, Rest nur noch Kuchenförmchen...

Nach 1 Woche stand dann sandkastensicher fest: Leute - das mit dem Kommunismus kriegt ihr nicht gebacken! Der Wunsch nach eigenem Besitz im Plastikbereich setzt sich über das offensichtliche Gemeineigentum völlig hinweg! Ein kleiner blauer Plastikfisch war das einsame Überbleibsel der einwöchigen Spielzeugschlacht! Wie ernüchternd ist das denn??? Und das Ironisch-Traurige daran ist, dass ein Fisch ja eigentlich das Symbol des Christentums ist, in dem man sehr gern mit seinem Nächsten teilt...

Ich war etwas platt. Auch ein wenig sprachlos. Andersherum aber - was hatte ich denn erwartet? Vielleicht, dass die Erwachsenen, die auch überall auf den Kindergarten-Dingen ihres Kindes dessen Namen schreiben, wissen, was die Aufschrift auf dem Spielzeug bedeutet? Eventuell wäre es ja möglich gewesen, dass man einfach nur der Bitte nachkommt, dieses Spielzeug liegen zu lassen? Kinder, die spontan und unvorbereitet vorbei kommen, könnten dann auch fleißig buddeln und Sandburgen bauen...

Warum wurde das Sandkasten-Spielzeug nicht liegen gelassen? Warum hat sich hier ein Einzelner über viele Andere hinweggesetzt? Warum ist das gemeinschaftliche (kommunistische) Denken nicht in diesen Köpfen verankert? Was bringt es einer Einzelperson, zu Hause Sandförmchen zu horten, die ihm nicht gehören? Und was passierte eigentlich, nachdem manche Eltern zu Hause garantiert feststellten, dass einige Förmchen eben nicht ihrem Kind gehören?

Was ist das eigentlich für eine "Nehm`-ich-mir-einfach"-Mentalität? Gibt es nur noch persönlichen Privatbesitz, der auch oft nicht beachtet wird? Ist dieses gemeinschaftliche Denken tatsächlich nicht in uns verankert? Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe? Erklär`sie mir bitte - ich find`sie nämlich blöd!

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