Mittwoch, 28. September 2016
Die nutzlose Flugbegleiterin und meine Versuche, ihr unangemessenes Mundwerk auf ein professionelles Maß zu reduzieren
Ein guter Mensch zu sein, ist im jetzigen 21. Jahrhundert wirklich nicht leicht... Echt nicht!!! Mehr noch sogar - heutzutage ist es mitunter verdammt schwer, ein guter Mensch zu sein. Das ist wahrlich traurig! Und wenn man dann selbstloses Gutes tut, dann wird es nicht als solches erkannt - stimmt`s? Die Menschen von heute haben leider in letzter Zeit so viel Schlechtes erlebt, dass sie es nicht glauben können, wenn ihnen etwas Gutes widerfährt - ja mehr noch, sie lehnen es ab, und zwar aus Angst, enttäuscht und abermals verletzt zu werden, da die alten Wunden noch lange nicht verheilt sind...

Was das mit dem Titel dieses Textes zu tun hat??? Tja, wenn Sie das schon vorher wüssten, dann bräuchten Sie ihn nicht zu lesen! Sie, meine geneigte Leserschaft, haben immer die Freiheit, zu wählen - in diesem Fall zwischen zwei Möglichkeiten: weiterlesen oda nich... So. Und denjenigen, die sich schon mal für Option eins entschieden haben, sei an dieser Stelle gesagt, dass die Handlung dieser Anekdote - welche Überraschung - in einem Flugzeug spielt! Das hätten Sie nicht vermutet? Doch, doch, doch! Unglaublich, aber wahr - Flugbegleiterinnen trifft man bei ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit in einem Flugzeug...

Genauer gesagt stand dieses weibliche Exemplar in der Mitte des Flugobjektes, lässig die Arme auf die XL-Sitze am Notausgang stützend und ihren Job machend, indem sie die Fluggäste beim Einsteigen und Platz nehmen penetrant freundlich und überschwänglich begrüßt. Kennen Sie das, wenn Sie genau merken, dass die Freundlichkeit der Person Ihnen gegenüber nur gespielt ist und Sie innerlich das Gefühl haben, welches mit der Frage mitschwingt: "Wie widerlich ist das denn?" Zwischen "widerlich" und "herzlich" begrüßt werden, ist nämlich ein großer Unterschied, und es gibt Gott sei Dank noch ausreichend Mitmenschen, die diese Differenz heraushören bzw. sich die Mühe machen, dies zu tun...

Ich bin eine von den Personen, die beim Fliegen ziemlich entspannt bleiben. Ich liebe das Fliegen und ich liebe das Reisen. (Für die Freunde der Umwelt und des Naturschutzes sei hier nur kurz protokolliert, dass ich meinen ökologischen Fußabdruck an anderer Stelle arg verringere - zum Beispiel, indem ich kein Auto besitze sondern Fahrrad fahre - jetzt allet wieda schick? Prima!) So war ich also wie alle anderen Reisenden mit dem Einnehmen meines Sitzplatzes beschäftigt sowie damit, mich mit den Dingen zu umgeben, die den Flug in der Holzklasse dann doch individuell gemütlich machen - Kuschelsocken, Decke für die Knie, Kissen als Lordoseunterstützung, Feuchtigkeitscreme wegen der Klimaanlage, gutes Buch oder gute Zeitschrift usw. und so fort...

Aber die Sache mit den Zeitschriften gestaltete sich dann doch arg schwierig - bitte lesen Sie selbst! Auf Grund der angespannten politischen Lage meines Reiselandes war der Flieger nur so etwa ein Drittel voll und auf Grund eines unerklärlichen Grundes saßen ca. 75 % dieses Fliegedrittels im hinteren Viertel des Luftschiffes - man man man... Naja... Dem geballten Leseinteresse der zusammengewürfelten Masse geschuldet, kam es bei der Verteilung der Zeitschriften zu frustrierenden Engpässen, die ich gänzlich inakzeptabel fand - an mangelndem Lesestoff sollte es ja wohl hier nicht scheitern...

Wer öfter fliegt, der weiß, wie verschiedene Fluglinien mit dem Verschenken des geschriebenen Wortes so umgehen... Diese, meine favorisierte Fluggesellschaft (Never change a winning team!) hatte ihre Zeitschriften stets fest an Bord bei zwei verschiedenen Sitzreihen gelagert, die mir schon lange bekannt waren. Mit Lagern meine ich hier sozusagen einen waagerechten Zeitungsständer im Gepäckbereich, an dem sich der Fluggast nach seinen individuellen Wünschen etwas heraussuchen kann. So weit, so gut...

Da ich dann im Sitzen immer öfter die Szene mitbekam, dass jemand gern eine Illustrierte hätte und leider beim Blick in das leere Fach erkennen musste, dass diese schon aus waren, entschloss ich mich, hier Abhilfe zu leisten. Wenn mir eine Situation nicht gefällt, und ich denke, dass ich in der Lage bin, diese zu verbessern, dann tue ich das... Die begrüßende Flugbegleitung hatte diese Szenerie übrigens auch mitbekommen und sah generös darüber hinweg.

Gesagt. Getan. Boarding war noch nicht "completed". Es fehlten also noch ein paar Hanseln. Und die Anschnallzeichen leuchteten auch noch nicht auf. So ging ich in der Vorfreude darauf, meinen Mitmenschen und mir etwas Gutes zu tun, in den vorderen Teil des Flugzeuges und nahm von jeder Sorte eines bunten Heftchen genau ein Exemplar mit. Als ich mit dem Herausnehmen beschäftigt war, fragte ich noch kurz fröhlich in die Runde: "Möchte noch jemand, der hier Anwesenden, wenn ich schon mal dabei bin?" Eine mit Bildern vom Sport, und eine mit Bildern von Autos und eine dritte, die wie eine Freundin klingt, wurden noch schmunzelnderweise geordert - ist ja kein Thema für mich - manchmal ist man halt ein Verteiler...

Mit dem Stapel der Hefte, die ich bei mir im hinteren Teil an die Allgemeinheit weiter reichen wollte, ging ich vergnügt und beschwingt zu meinem Sitzplatz, als ich die überschminkte Dame, die ich schon eingangs erwähnte, passierte und diese sich dann zu folgender Bemerkung hinreißen ließ: "Na Sie haben sich ja toll eingedeckt! Ich hoffe, Sie haben alles gefunden!" "Ja, vielen Dank! Ist nicht alles für mich, ist auch für die Anderen!", entgegnete ich bloß. Man muss nicht auf jeden unqualifizierten Text eingehen - das nennt sich Gelassenheit und ist eine spitzen Sache! Bis auf eine einzige Zeitschrift, die sich mit dem Thema Tauchen beschäftigt, hatte ich dann alle anderen an den Mann bzw. an die Frau gebracht, und Zufriedenheit machte sich um mich herum breit, was wiederum auch mich zufrieden machte...

Die schnippische Stewardess aus der Mitte tingelte jetzt nach hinten, um die gängigen Startvorbereitungen zu treffen (und nein, ich werde den Begriff "Saftschubse" in meinem Text nicht verwenden). Ich began zu lesen. Die Fluggäste um mich herum wurden auch ruhiger, Schnippenmäuschen aus der ehemaligen Mitte wurde aber bei ihrem Smalltalk über die heutigen Passagiere immer lauter. Und dann drang doch glatt dieser Text bis zu meinem Ohr vor: "Haste die gesehen, die sich gleich ein ganzes Bündel Zeitschriften unter den Nagel reißen musste? Für die Anderen, hat sie gesagt. Wahrscheinlich meint sie ihre vielen imaginären Freunde zu Hause..." Der Tonfall war abwertend. Und die Trine kicherte noch hämisch...

So. Geeeeeenau. Da war sie wieder! Die Truppe bildungsferner Schnösel, die sich über Andere lustig machen, aber überhaupt nicht wissen, worum es hier eigentlich geht. Diese Truppe, die keinen einzigen Gedankengang damit "verschwendet", was denn der Hintergrund einer menschlichen Handlung sein kann. Diese Truppe, die Dich sofort von irgendeinem kleinen Detail her, in eine Schublade drückt, in die Du höchstwahrscheinlich gar nicht hineingehörst. Und da ich nicht vom Stamme "Habgier" und "Nimmsgern" bin, sondern eher ziemlich weit davon entfernt, gab es hier meinerseits und auch im Hinblick auf den Verweis auf eine geistige Krankheit dringend Handlungsbedarf, um der Flugbegleiterin mal kurz zu verdeutlichen, auf welcher geistig niedrigem Stufe sie sich eigentlich gerade befindet...

Das Ganze hatte ich kurz verschriftlicht und der Purserin (Chefin vons Janze) in die Hand gedrückt und dann mal cool abgewartet, welche Reaktion erfolgt... Purserin läuft von ganz vorn nach ganz hinten. Vorhang wird zugezogen. Deutliches Levitenlesen wird hörbar, aber ist im Wortlaut unverständlich. Purserin läuft wieder sehr energisch ans vordere Ende des Flugzeugs. Vorhang wieder zu. Purserin kommt kurz darauf zu mir und entschuldigt sich für das inakzepteble Verhalten ihrer Mitarbeiterin. Und die professionelle Purserin bietet mir dazu auch noch eine Wiedergutmachungsleistung in Form von Süßigkeiten oder Sekt an. Da ich aber lieber etwas von den free give-aways aus der Kinderkiste haben wollte, nämlich ein kleines Gedächtnisspiel, begleitete ich sie in den Vorderbereich, wo dann auch nochmal eine Kollegin betonte, dass gezeigtes Verhalten ein No-Go ist. Die freche Flugbegleiterin hatte darüberhinaus die Anweisung erhalten, sich persönlich bei mir zu entschuldigen...

Sie kam dann später auch und entschuldigte sich mit den Worten, dass sie das nicht so gemeint hätte. "Wenn Sie mich kennen würden, dann wüssten Sie, das das nicht so gemeint war!" Der Ton macht die Musik. Die Entschuldigung war nicht ernst gemeint. Und die Trulla versuchte das doch glatt mit einem fiesen Lächeln zu bagatellisieren. Und dann ist mir die Hutschnur geplatzt: "Pass` mal auf, Mäuschen, es nicht MEINE Aufgabe, Sie zu kennen! Aber es ist IHR JOB, meine Wünsche als Fluggast zu kennen! Aber das überschreitet offensichtlich Ihren geistigen Horizont! Kann ich dann jetzt endlich in Ruhe meinen Flug genießen oder kommt noch mehr blödes Geschwafel aus ihrem Mund?" Oh. Mund verstummte. Person drehte sich um und ging. Ziel erreicht.

Was das eigentliche Ziel war? Ganz klar! Menschen, die Grenzen überschreiten, in ihre Schranken zu verweisen. Wenn arrogant und überheblich dazu notwendig ist, dann kann ich arrogant und überheblich. Aber Spaß macht mir das nicht. Dennoch ist es manchmal notwendig - und zwar dann, wenn meine Lebensqualität leidet - anderen Menschen unverkennbar klar zu machen, wie viel sie sich in mein Leben einmischen können und wie viel eben nicht. Die Freiheit des einen Menschen hört genau da auf, wo die Freiheit des anderen Menschen anfängt - stimmt`s? Thema beendet. Tauchzeitschrift ausgelesen. Gedächtnisspiel mit Sitznachbar gespielt. Und butterweich im schönen Berlin gelandet.

Joah, meine geneigte Leserschaft... Wann kommt es eigentlich zu zwischenmenschlichen Konflikten? Hm? Antwort ganz allgemein: wenn jemand einen Fehler macht. Antwort etwas erweitert: wenn sich jemand nicht an bestehende Regeln hält und/oder zu übergriffig auf das Leben eines anderen Menschen ist. Jetzt wissen Sie es! Vielleicht nützt Ihnen diese Wissen in Ihrem Leben - ich würde sehr mich freuen!

Aber nochmal kurz zurück zu der Flugbegleiterin mit dem losen Mundwerk... Was war eigentlich los mit der Tante? Hatte die keinen Bock auf ihren Job? Hatte die in der Nacht davor keinen oder nur schlechten Sex? Möchte diese Dame nur den "klassischen Fluggast" - hinsetzen, Klappe halten und mich nix fragen? Warum macht sie sich so primitiv über mich lustig? Ist sie aus der Fraktion "Ich-muss-Andere-erniedrigen-um-mich-zu-erhöhen-weil-ich-sonst-nix-kann"? Hat sie versucht, Gleichgesinnte zu finden? Warum halten es manche Menschen für so wichtig, so häßlich zu klatschen und zu tratschen? Und überhaupt, warum denken manche Leute, sich ein Urteil über jemanden erlauben zu dürfen, den sie nicht im Geringsten kennen? Was soll das???

Und das ist dann auch noch die Welt. in der ich lebe - erklär`sie mir, ich find`sie nämlich blöd!

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