Mittwoch, 27. Januar 2016
Die völlig verpeilte Regenschirm-Trulla an der zu engen Straßenbahnhaltestelle
Kennen Sie das??? Ich bin mir da völlig sicher - Sie kennen das! "Was denn?", werden Sie nun fragen. Und ich sage es Ihnen einfach mal frei heraus: Es regnet manchmal in Berlin! Also echt und wirklich - es regnet auch in der deutschen Hauptstadt! "Ach, nee!", könnten Sie da sagen. Was für ein umfangreiches Weltwissen ich doch wieder durchs Internet werfe - ich weiß! Und meine geneigten Leserinnen und Leser, Sie dürfen gern anfangen zu schmunzeln!

Aber erlauben Sie mir die Frage, warum sich manche Menschen dann so hektisch-über-den-Ecktisch-mäßig durch die tröpfelnde Luftfeuchtigkeit kämpfen? Ja, ich weiß, wir sind alle süß, aber nicht aus Zucker. Ja, und ich weiß auch, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung. Aber ganz ehrlich, Ihr Lieben, wird man - bzw. in diesem Text frau - weniger nass, indem durch den Regen gerannt wird? Ich dachte immer, das klappt nur bei den ganz dürren Mitmenschen, bei denen nur jeder dritte Regentropfen ein Treffer ist... Naja... Unerklärliches physikalisches Phänomen...

Auf alle Fälle verfallen manche Zeitgenossen um mich herum in panische Hektik, wenn es etwas Niederschlag gibt und ich frage mich immer, ob ich diesen "lebensbedrohlichen Zustand" verkenne, wenn ich mich dieser Gruppendynamik nicht anschließe oder, ob ich einfach eine coole Socke bin, die Regen im herbstlichen Mitteleuropa für etwas völlig Normales hält? Wenn man der einzige Richtigfahrer bei lauter Geisterfahrern ist, muss man diese Situation ja auch überdenken und den Blickwinkel ändern - stimmt`s?

Nun ja, über eben diese Gedanken grübelnd hüpfe ich zusammen mit allen anderen an der Haltestelle Wartenden in die Straßenbahn und freue mich über ein temporär trockenes Plätzchen an diesem frühen Morgen, der da so übelst nass daher kam...

Wenige Stationen später quälen sich alle müden Gesichter wieder aus der Tram heraus, um abermals durchs Getröpfel zu flitzen und zwar, um das nächste öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen, welches an regnerischen Tagen natürlich so eng getaktet ist, dass alle Fahrgäste in kollektivem Stress durch die Bahnhöfe toben... Ja, ich weiß, es ist schon wieder Weltwissen vom Feinsten! Ist halt unheimlich spannend, was so morgens in Berlin los ist - bitte jetzt abermals schmunzeln!

Und das Spannende dabei ist, dass sich der Regenschirm einer der Raus-Hüpf-Frauen eben nicht aufspannen ließ, jedenfalls nicht so, wie ein Schirm nun mal funktionieren sollte. Und damit noch mehr Spannung aufkommt, sucht sich die Regenschirmfrau für ihren Kampf mit eben demselben ein Wegstückchen aus, dass Wegbeschreiber als ein Nadelöhr bezeichnen würden, und verstopft dieses mit ihrer körperlichen Anwesenheit. Die Reaktionen der öffentlich-gehetzten Passanten waren dann sehr angespannt und zum Teil hatte die Regenschirm-Trulla den Bogen auch überspannt...

Ich nenne solche Leute die "Nicht-Mitdenker". Englischsprachige Zeitgenossen meinen dann auch oft "She is from that family Me-Myself-And-I." Es ist manchmal schon von Vorteil, im Großstadtdschungel alles um sich herum ausblenden zu können - das ist sehr richtig mitgedacht, Ihr Lieben! Aber, wenn man durch die eigene Ausblendtechnik zum Hindernis oder gar zur Störung für seine Mitmenschen wird, ist das einfach falsch vom Sozialverhalten her!

Dat Kampf-Schirm-Mäuschen stand nämlich ziemlich ungünstig im Weg für eine größere Traube von Leuten, die - wie die Berliner Großschnauze nun mal so ist - ihrem Unmut auch sofort Luft machten, die Schreiberin dieser Anekdote mit eingeschlossen. "Aus dem Weg!" "Steh´hier nicht so blöde rum!" "Dollet Plätzchen haste Dir aber ausjesucht, Mädel!" "Weiterloofen - aber zack zack!" "Wie kann man nur so verpeilt sein!" "Oh, nee, geht`s noch!" Und ein stadtteilbekannter, liebenswürdiger Mann mit Freifahrtschein meinte sogar: "Sach schnell - wat giebt`s? Bananen oder Apfelsinen?" Spätestens da musste auch ich lachen und spätestens jetzt hatte auch die Regenschirm-Trulla gerafft, dass sie einfach mal im Weg stand! Wahnsinn! Was für eine geistige Höchstleistung morgens vor 7 Uhr! Boah, ey, Alter!

Ein Mann, der unmittelbar hinter der Schirmchen-Trine lief, hätte beinahe so eine Regenschirmspitze ins Gesicht bekommen und hatte sich deshalb ganz schön erschrocken, sein Gesicht anschließend zur Faust geballt. Eine Frau mit Kind an der Hand wäre fast auf die Frau aufgelaufen, konnte aber ihr Kind noch schnell wegzerren. Ein Junge mit Schultasche stieß beim Ausweichen der Frau mit seiner Hüfte an einen Fahrradlenker, was hörbar schmerzte. Ein Student mit heißem Coffee-To-Go-Pot in der Hand fluchte mächtig als ihm sein Heißgetränk auf Hände und Kleidung schwappte usw. Schätzungsweise 15 Passanten erlitten einen unnötigen Auflaufstau...

Jep. Und da sind sie wieder - die Fragezeichen in meinem Kopf! Brauche ich bei Regen immer ganz dringend einen Regenschirm? Muss ich den Kampf mit diesem vorher schon mal geprobt und gewonnen haben? Bin ich dazu verpflichtet, die Mitmenschen um mich herum völlig zu vergessen, um diesen Kampf zu gewinnen? Muss ich überhaupt in der Öffentlichkeit mehr an mich denken? Habe ich zu wenig Ellenbogen für den öffentlichen Nahverkehr? Hat der Hauptstadtregen etwas Lebensbedrohliches? Oder warum denken (morgendliche) SchirmkämpferInnen keinen Schritt weiter? Hat denn niemand mehr die Konsequenzen seines eigenen Handelns auf dem Schirm? Oder denkt überhaupt jeder nur noch an sich selbst - egal bei welcher Wetterlage?

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe - erklär`sie mir bitte, ich find`sie nämlich ausgesprochen blöd!


Nachtrag von mir selbst zum Thema "Wird man bei Regen weniger nass, wenn man schneller läuft?"

Eine Antwort darauf habe ich doch tatsächlich kürzlich in dem Magazin "ReformhausKurier" vom jetzigen Januar 2016 auf der Kinder-Seite 57 gefunden, bei der man "Schlau mit der Maus" wird: das "haben Forscher untersucht und herausgefunden, dass unser Kopf und unsere Schultern tatsächlich weniger nass werden, wenn wir schnell laufen. Aber wir werden ja nicht nur von oben nass. Wenn wir rennen, dann kommt der Regen von vorne und macht Bauch und Beine nass. Das Verblüffende ist, dass wir von vorne - ganz egal wie schnell oder wie langsam wir sind - immer gleich nass werden." Ergo: schneller laufen bringt schon etwas! Aber: andere Menschen mit dem eigenen Regenschirm aufspießen bringt nix als Ärger - bitte jetzt schmunzeln!

Spießige Grüße von Ihrer Victoria McJustice

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Mittwoch, 6. Januar 2016
Die dusseligen Morgenmuffel an der Straßenkreuzung, die sowohl ihren Anstand als auch ihre Kinderstube völlig vergessen haben
"Sind Kavaliere jetzt völlig aus der Mode gekommen oder was?" "Oder lässt man(n) einer Frau denn jetzt nicht mehr den Vortritt?" Zwei dusslige, nichtssagende, männliche Gesichter schauen mich irritiert an... Durch deren vorherige Unterhaltung miteinander war ich mir bereits sicher, dass diese maskulinen Geschöpfe der deutschen Sprache mächtig waren oder besser noch - sie zu Vertretern der deutschen Muttersprache gehören. Deshalb kann die Gesichtsentgleisung beider Mitglieder des Homo Saphiens nur der frühen Uhrzeit geschuldet sein - um 7.45 Uhr darf man auf den Straßen Berlins offensichtlich noch nicht davon ausgehen, dass die fußgängerischen Gestalten um einen herum auch bereits geistig anwesend sind... Naja, zumindest nicht zu geistreicher Konversation in der Lage sind... Aber in dieser schönen Anekdote war bei beiden Männern keinerlei Konversation möglich wie es schien...

Und das kam so: an einer klassischen "gekreuzten Kreuzung" in einem noch klassischeren Berliner Wohngebiet wollte ich ziemlich klassisch und stilsicher von einer Straßenseite auf die andere Wechseln. Stinknormaler Alltagsvorgang sagen Sie? Dachte ich auch! Nix besonderes bis dahin...

Wer die typischen Wohngebiete unserer geliebten Hauptstadt kennt, der weiß, dass unsere Straßenkreuzungen (zumindest noch morgens) problemlos bis zum Anschlag zugeparkt sind - stimmt`s? Oh ja - stimmt! Bitte hier kurz schmunzeln! Oder haben Sie sich etwa gar selbst ertappt? Nicht doch! Na wie dem auch sei - so hüpft man jedenfalls zum Überqueren solcher Straßen mal eben ganz locker-flockig durch die parkenden Autos durch und atmet erst wieder aus, wenn man sich sicher auf der anderen Seite befindet... Meinem Wunsch nach (Verkehrs)Sicherheit konnte an diesem hier verewigten Morgen aber leider nicht entsprochen werden...

Die beiden deutschsprechenden Herren drückten am Papierkorb noch ihre Zigaretten aus und sprangen dann hintereinander fast so sportlich wie ich in dieselbe Autolücke und wollten über dieselbe Straße. Sehr lustige Bilderbuchsituation, über die sich wahrscheinlich jeder Fahrlehrer diebisch freuen würde!

So. Und nun standen wir alle drei lustig auf ca. 1,40 Meter - die 2 Typen mit dem Gesicht zu mir und zur Straße, und ich mit dem Gesicht zum ersten Typen - wobei der Unterschied war, dass ich bereits bis zur Hälfte in der Mitte dieser witzigen Lücke zwischen den Autos stand! Dumm wie Stulle guckt mich der Erstlückenblockierer an und staunt Bauklötzer - und da begrüße ich ihn natürlich mit dem eingangs zitierten Text!
Aber der Dussel rafft es nicht. Geht noch einen Schritt näher in meine Richtung - und erwartet offensichtlich von mir als Frau, dass ich rückwärts zurück auf die Straße gehe (denn ein spontanes In-Luft-Auflösen bekommt unsere Gattung leider immer noch nicht hin - obwohl dieser Wunsch an die Evolution ja wohl schon mehrfach geäußert wurde).
Ich riskiere also, dass mir mein Arsch abgefahren wird bzw. dass ich komplett umgenietet werde von einem wie immer spontan vorbeifahrenden Auto, damit die Nicht-Gentleman ungehindert ihren Weg fortsetzen können?

Und, ob Sie es glauben oder nicht, dies taten sie! Keine Reaktion auf meine Kavaliersfrage! Nicht ein Sterbenswörtchen aus den morgenmuffligen Mannesfratzen! Einfach nur plumpes, ferngesteuertes Weitertrapsen... Joah... Nee, is klaaa... Ich rief den beiden Trotteln noch ein scheißfreundliches "Gern geschehen!" hinterher nachdem ICH dann im Rückwärtsschritt aus der Lücke raus bin, aber dieses verhallte ebenso kommunikationslos wie alle anderen Worte meinerseits...

Und deswegen frage ich jetzt nochmal ins Universum hinein, ob Kavaliere heutzutage ausgestorben sind? Erwarte ich einfach zuviel von den heutigen Männern? Kann so ein metrosexueller Typ morgens nicht mehr auf den Fußgängerverkehr achten? Oder macht man(n) nur noch Platz bei einer potentiellen Tagesabschlussbegleiterin? Vielleicht war ich auch zu freundlich? Oder zu hochdeutsch? Hätte ich brüllen müssen "Eh, Du Opfer, mach daste ausm Weg kommst?" oder alternativ "Eh, verpiss Dich, Du Opfer!"? Hat man dadurch dann endlich die nötige gegenseitige Achtsamkeit erreicht? Oder sollte ich mir meine "überholten" Ansichten von gutem Benehmen einfach in die Haare schmieren? Muss ich morgens wirklich mit solchen Gestalten klarkommen?

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe??? Erklär`sie mir - ich find`sie nämlich blöd!!!

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Mittwoch, 25. November 2015
Der ungeduldige Bierkäufer, der das Kleingeld nicht achtet, aber im Billigmarkt einkauft
"Jetzt machen `Se mal hin da mit Ihren leppischen 10 Cent!", tottert der nächste Kunde hinter mir an der Kasse des Lebensmittelmarktes. Die freundliche Kassierin hält inne und unterbricht ihren Arbeitsablauf, ich schaue den ungehobelten Einmischer entrüstet an... "Halten Sie sich gefälligst aus meinem Leben raus!", entgegne ich ihm forsch zurück. Ich kann es nämlich auf den Tod nicht leiden, wenn sich jemand Fremdes völlig ungefragt und überflüssig in meinen Tagesablauf einmischt!

Darüberhinaus ist es mein (!!!) hart erarbeitetes Geld, von dem hier die Rede ist, und mit meinem Leben und mit meinem Geld kann ich machen, was allein ich will - stimmt`s Ihr Lieben? Das nennt sich Selbstbestimmung und ist eine prima Sache, die jeder mal probieren sollte! Insbesondere der frustrierte Pöbelfuzzi, der leider nach meinem ersten verbalen Stopschild immer noch nicht verstanden hatte, dass er einfach mal die Klappe zu halten hat...

"Ich misch`mich ja gar nicht ein," meinte dieser daraufhin, "aber wegen 10 Cent muss man ja hier nicht so ein Theater machen..." Na gut, SchatzMausi, dachte ich, hier kommt der Text für Dich, den Du vielleicht auch verstehst und der Dich zum Verstummen bringt: "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist die Mark nicht wert! Wenn Sie es ach so Dicke haben - wieso kaufen Sie dann Ihr Dosenbier nicht einfach im KaDeWe?"

Sowohl die Kassiererin, die bereits parallel mit der Lösung des Problems beschäftigt war, als auch ich schauten den unrasierten Dosenbierkonsumenten an, warteten auf eine Reaktion - aber: die kam nicht! Wow! Ich hatte seinen bildungsfernen Intellekt erreicht. Der Typ schwieg. Kein Mucks mehr. Und sein Intellekt wird auch nicht sensationell steigen, wenn er noch mehr des billigen Hopfentrunkes zu sich nimmt!

Um die Ungeduld dieses zottelig-ungepflegten Zeitgenossen noch weiter auszuleuchten, möchte ich meinen geneigten Leserinnen und Lesern noch sagen, dass der Einkauf des Bierfans lediglich aus einer Stiege des überbilligsten Dosenbieres bestand sowie einem einfachen Teewürstchen, einer Dose Fisch und dem günstigsten Mischbrot in Scheibchen. Er war übrigens der einzige Kunde hinter mir. Die ganze Situation spielte sich zudem am Vormittag eines Werktages ab, den ich mir frei genommen hatte. Und das, was da so dringend war, war die Droge Alkohol bzw. deren Suchtbefriedigung - Ihr Lieben, das Gesamtbild passte leider auffällig genau...

Ok, Problem des Mannes erkannt! Aber es wäre ja fatal, Ihnen mein "Problem" vorzuenthalten - schließlich wurde ich in meinem egozentrischen Individualismus dermaßen gestört, dass ich mich dazu genötigt fühle, dies zu verschriftlichen - oder? Also: eingefleischte Schokoholics - also Schokoladenliebhaber und Dauerkonsumierer - kennen meistens die Preise Ihrer legalen Drogen, sprich Schokoladen - stimmt`s? Und alle Jahre wieder wirft der Einzelhandel ab 1. September die weihnachtlichen Produkte ins Regal, obwohl der Spätsommer noch nicht mal Hallo gesagt hat, das Erntedankfest noch nicht in Sichtweite ist und die Jahreszeit Herbst völlig übersprungen wird...

So. Und in dem Supermarkt, wo es ALL-DIEse schönen Kalorienbömbchen gibt, gibt es eben auch eine eingeschworene Fangemeinde von "Baumstammfressern" - bitte schmunzeln! Na? Erwischt? Genau! Die Rede ist von einem mit Schokolade umhüllten, fetten Marzipanriegel, der da in der Mitte auch noch einen leckeren Nougatkern hat - wie genial ist das denn! Und natürlich legt sich dieser Baumstamm 1 zu 1 auf meine untrainierten Hüften - meinen Sie etwa, ich sei die Ausnahme? Wo denken Sie hin!

Tja, und an der Kasse kostet mein erster Baumstamm des Jahres dann 99 anstatt alt bekannten 89 Cent, was den Eingangssatz des Bierkäufers erklärt. Leben ist Veränderung, aber Menschen möchten gern die Gründe für Veränderungen erfahren, zumal am Regal ganz traditionell der "alte" Preis angeschlagen war und ich meine Kundenrechte sehr genau kenne (Verstoß gegen die Preisangabenverordnung mit Gruß ans Ordnungsamt - für alle, die es immer genau wissen müssen). Der Preis am Regal ist ein unverbindliches Angebot (invitatio ad offerendum - für alle Lateinfans) und der "Kaufvertrag" (verbindliches Angebot mit verbindlicher Annahme) für meinen Marzipanbaumstamm kommt dann an der Kasse zustande - oh ja! Und wenn die Preise von Regal und Kasse voneinander abweichen darf man nach erfolgter Reklamation auf Kulanz hoffen...

Die wirklich zuvorkommende Kassendame gab mir ohne Umschweife Recht, wir beide waren allerdings der Hilflosigkeit ausgesetzt: im Kassensystem war der "neue" Preis eingespeist und für den Schlüssel für eventuelle Stornos etc. hatte die Gute keine Befugnis und die dafür Befugten erscheinen ja nicht vor dem Mittagessen in der Filiale. Alles, was das Kassenfräulein machen konnte, war erst einmal das Preisschild zu entfernen... Mehr ging nicht... Und meine 10 Cent blieben in der erbarmungslosen Scannerkasse, menno...

Wissen Sie - 10 Cent - ok - Kleingeld, aber: mit 3 Cent mehr ersteht man in diesem Markt eine Frühstücksschrippe, mit 9 Cent mehr sogar einen kleinen Joghurt oder einen Pudding mit Sahnehäubchen... Was ich damit sagen möchte ist: wenn ich überall mein Geld 10-cent-weise verkleckere, dann bin ich ein Verlierer! Der Gewinner ist dann nämlich der Einzelhandel, der mit kleinen unauffälligen Preiserhöhungen, "die ja niemandem weh tun" allerdings einen Riesengewinn macht - und ich möchte einfach nicht auf meine Kosten verarscht werden! Sie ganz bestimmt auch nicht!

Nun ja. Mein Baumstamm lag auf dem Küchentisch. So richtig Lust, ihn mit einem Mal zu verputzen hatte ich nicht oder nicht mehr. Den Grund für die Preiserhöhung hätte ich dann doch schon ganz gern gewusst... Ich hatte durch die Medien mitbekommen, dass die Kakaoernte schlecht ausgefallen ist, dass bestimmte Kakaobohnensorten rar geworden sind und, dass die Arbeit auf den Kakaoplantagen immer mehr kontrolliert bzw. von Menschenrechtlern beäugt wird usw...

Ist es nun Zeitverschwendung, sich mit dem 10-Cent-Problem zu befassen? Ja! Isses! Ich komme ja eh nicht dran vorbei und ein Mitspracherecht bei der Preisbestimmung habe ich sowieso nicht. Denn ich habe lediglich 2 Optionen - kauf`das Ding zu dem Preis oder lass`es! So. Und nach dem letzten Gedankengang habe ich den Marzipanbaumstamm aber sowas von verschlungen, da träumt jeder Mann von so vernascht zu werden - bitte nochmals schmunzeln!

Hätte ich den Dosenbierkäufer eigentlich mitreden lassen sollen? Muss man heutzutage an der Kasse stets die Einkäufe der anderen kommentieren? Haben wildfremde Menschen jetzt ein Mitspracherecht bei meinem Haushaltsbuget? Hätte ich mich vielleicht genauso verloddert und mit wenigstens 2 Dosenbier an die Kasse stellen sollen, damit meine 10-Cent-Forderung erhört wird? Oder sind wir einfach mal alle Opfer des konsumorientierten Einzelhandels? Werde ich jetzt sogar regelmäßig im 10-Cent-Rhythmus verarscht werden? Und muss ich mir dann genauso regelmäßig von anderen Menschen in mein Geld reinreden lassen?

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe? Erklär`sie mir bitte - ich find`sie nämlich blöd!

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Samstag, 7. November 2015
Die arme, erkältete Tussi mit dem potthässlichen Wollschal in der überfüllten S-Bahn
Wer in der Erkältungszeit mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, der kennt das - man steigt in Bus oder Bahn ein und ein Erkältungsmief vom Feinsten erschlägt einen gleich unmittelbar nach dem Einstieg. Puh! Ich weiß, dass es viele Mitmenschen gibt, die bemerken dies ach so gar nicht. Dies sind dann aber meist auch jene ferngesteuerten Gestalten, die auf Grund des Smartphones in ihrer Hand sowieso nix mehr mitkriegen...

Jedenfalls bin ich in so einen miefigen S-Bahnwagon eingestiegen, bei dem leider auch schon von außen an den beschlagenen Fenstern erkennbar war, dass es innen höchstwahrscheinlich mollig verpupt ist. Ja, ich weiß - mein Fehler! Man muss dazu allerdings sagen, dass es sich zeitlich gesehen um Anfang September handelte bei der folgenden Anekdote aus der Rubrik "Arme verpimpelte Generation", und zwar gerade mal um den 3. Tag, der nicht mehr hochsommerlich heiß war...

Im Abteil angekommen suche ich also nach einem Sitzplatz. Am Fenster neben einer jungen Frau ist noch etwas frei. Mit im Vierer sitzen eine adrette Mitfünfzigerin, die ein Kreuzworträtsel löste und ein gemütlicher Bauarbeiter, der an seinem Kaffee-To-Go nippte. "Lassen Sie mich nur kurz eine Station lüften", sagte ich und öffnete das Kippfenster, "ich mache es dann gleich wieder zu". Danach setzte ich mich und freute mich auf meine morgendliche Sauerstoffzufuhr, denn die Luft stank wahrlich sehr verbraucht - alter Schweiß, noch älterer Knoblauch, viel ältere Käsefüße, eine Menge Erkältungsbalsam mit Menthol, Kampfer, Salbei usw., sie wissen schon - stimmt`s?

"Ich habe aber Halsschmerzen. Da geht das gar nicht.", motzte die junge Frau plötzlich neben mir und sprang wie eine Furie auf, um sofort das Fenster zuzudonnern. Womm! Und genauso womm ließ sie sich wieder auf ihren Sitz fallen. Die Leute ringsrum schauten erschrocken von ihren Smartphones, E-Readern und Zeitungen auf, weil das Fensterzuschlagen schon ordentlich gescheppert hatte.

"Was ist denn mit Ihnen nicht in Ordnung?", fragte ich diese wahrlich dusslige Kuh, "Die Luft hier drin ist unheimlich schlecht und ich lüfte bloß kurz.", entgegnete ich und machte das Fenster wieder auf. Der Bauarbeiter grinste verschmitzt, die Kreuzworträtselfrau hob die Augenbrauen an. Aber meine arme, verpimpelte Sitznachbarin packte die Kampfeswut! Sie sprang abermals auf wie ein Duracell-Häschen und schmiss wiederum lautstark das S-Bahnfenster zu.

Jetzt hatte auch der letzte Passagier mitbekommen, dass hier etwas im Gange ist. Um die ganze Szenerie aber genau zu beschreiben, muss ich drei Sätze über die Kleidung bzw. das, was sich die erkältete Tussi so übergeworfen hatte, verlieren. Als da wäre einen völlig verwaschenen, ausgeleierten, mal blaß lila gewesenen BH, der weder seinen Namen verdient noch seiner Ursprungsfunktion nachkam, darüber trug die geschmacklose Zeitgenossin ein ärmelloses, zerknittetes, durchsichtiges Tshirt, dessen Herkunft wohl in primarkischen Gefilden zu vermuten ist und ihren ach so erkälteten Hals umschlung mehrfach ein miefig-fettiger senffarbener Wollschal...

"Sagen Sie mal - merken Sie es noch?", fragte ich diese morgendliche Katastrophe. "Wer um diese Jahreszeit schon erkältet ist, der hat ganz offensichtlich einen Fehler gemacht! Gucken Sie sich doch mal an!", forderte ich die Frau auf und öffnete das Fenster ein drittes Mal. "Nur, weil sie im Kindergarten beim Thema Anziehen nicht aufgepasst haben, muss ich mich noch lange nicht bei Ihnen anstecken!", meinte ich und grinste kopfschüttelnd.

Aber der Senfwollschal ließ sich nicht beirren. Dafür grinsten mittlerweile alle beteiligten Passagiere und schüttelten u.a. mit dem Kopf. Der Bauarbeiter hatte sich intelligenterweise bereits etwas weggesetzt, dem war das wahrscheinlich zu blöd. Also sprang die Erkältete nochmals auf, schmiss das Fenster mit Riesenrums zu und trotzte dabei lauthals: "Das Fenster bleibt zu."

Na gut, Du olle Trine, Du hast Dich jetzt ausreichend zum Gespött gemacht, dachte ich über die Frau, ich werde dennoch nicht Deine Scheiß-Viren einatmen! "Das ist mir jetzt echt zu primitiv und asozial.", sagte ich ihr direkt ins Gesicht und stieg dann um in den nächsten Wagon. Ein Mann sagte noch "Richtig!", jemand applaudierte und eine andere Frau meinte "Die steckt wahrscheinlich noch alle hier an...". Die Kreuzworträtselfrau hat sich schlussendlich auch noch weggesetzt, sodass die Erkältungs-Tussi jetzt allein in einem Vierer-Sitz saß.

Vom anderen Wagon aus grinste ich dann nochmal in den Katastrophen-Wagon rüber und ein älterer Mann zeigte mir dann doch tatsächlich "Daumen hoch"! Was für eine morgendliche Begegnung dritter Art, dachte ich. Unglaublich diese Aufmachung und echt peinlich dieses Verhalten! In was für einer Gesellschaft leben wir bloß?!

Ist es nicht mehr "modern", sich gemäß des Wetters zu kleiden? Trägt man jetzt neuerdings seine Erkältung zur Schau? Muss man seinen verpimpelten Individualismus jetzt auch noch in der Öffentlichkeit ausleben? Ist es momentan wichtig, alles zu teilen - auch seine Viren, Bakterien und sämtliche Infektionen? Wenn diese Frau sich nicht in die Gegebenheiten des Öffentlichen Nahverkehrs einordnen kann - warum fährt sie dann nicht ein ebenso geschmackloses Auto? Da kann sie bei der Rundumlüftung alle ihre Viren mehrfach inhalieren und muss nicht die respektlosen Mitmenschen ertragen, die so dreist für frische Luft sorgen wollen. Und überhaupt - stirbt man jetzt, wenn mal kurz für eine Station etwas Sauerstoff in den Wagon kommt? Und noch überhaupter - warum bleibt diese blöde Zimtzicke nicht zu Hause, wenn sie doch ach so krank ist?

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe - erklär`sie mir bitte, ich finde sie nämlich blöd!

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Donnerstag, 3. September 2015
Der geizige brandenburgische Revierförster im schönen Ägypten
"Es ist ja kein Notfall.", lautete die unheimlich männliche Fremdeinschätzung am Telefon. Hm. "Nö, ich bin dann nur obdachlos.", dachte ich mir so. Sind ja andere auch. Ist ja gerade in, dann mache ich diesen Trend auch mal schnell mit... Hab ja sonst nix zum tun... Ich weiß nicht... Und ich verstehe es auch nicht!!! Mir drohte doch tatsächlich Wohnungslosigkeit nach einem perfiden "Justizirrtum" (oh ja - es gibt doch tatsächlich bestechliche - ach nee - befangene Richterinnen in der deutschen Hauptstadt) und dann das! Man bittet angebliche "Freunde" in einem wirklich ernsthaften Notfall um Hilfe, diese könnten nach eigenen Angaben auch problemlos helfen, wollen es aber nicht, weil es in ihren Augen kein Notfall ist und fliegen dann in den sonnigen Urlaub...

Da sagste nüscht mehr - da biste einfach mal platt, würde der Berliner sagen. Einfach so abgefertigt zu werden, das tut verdammt in der Seele weh, Ihr Lieben, und brennt sich auch ziemlich tief ein. Kurz mal sauer sein und das Ganze schnellstmöglich vergessen war einfach keine wählbare Option... Und ja, eine vernünftige Berlinerin wie ich es ohne Zweifel bin, kündigt diese "Freundschaft" dann selbstverständlich auch auf, weil man auf solche Freunde wahrlich verzichten kann - und das kam so...

Mein Vermieter wollte mich loswerden. Das stand mit Sicherheit fest. Habe ich mich doch glatt erdreistet, in meinem Wohnhaus die ortsüblichen hygienischen Zustände einzufordern, die das 21. Jahrhundert nun mal so als Standard mitbringt - keine "metergroßen" Ratten im Keller, keine keimigen Mülltonnen, bei denen selbst die harten Jungs von der Müllabfuhr Schnappatmung, Brechreiz und Ohnmachtsanfälle bekommen, keine menschlichen Ausscheidungsprodukte im Hausflur usw. - naja, jedenfalls war der Vermieter mit diesen extremen Sonderwünschen maßlos überfordert und machte das, was man schon mit Hiob gemacht hat, er wollte mich sprichtwörtlich killen. Dass der Überbringer einer "Hiobsbotschaft" nix für dessen Inhalt kann übersteigt nunmal den Intellekt meines Miethais - nicht aber dessen Budget...

Und deshalb verlief die Gerichtsverhandlung auch unter dem Motto "was kostet die Welt - ich kauf´sie mir" und die zuwendungsoffene Richterin war über die unverhoffte fünfstellige Aufstockung ihres privaten Haushaltsbudget jetzt auch nicht sonderlich böse... Ein einziges befangenes Urteil gegen Ende der Beamtenlaufbahn - das macht doch nun wirklich nix aus - nur, dass ich als anständige Frau der lebensruinierende Kollateralschaden dieser Geldschenkung war... Toll - oder?

Ich wollte oder eher ich musste also in ein nächstes Tollhaus einziehen und der neue Vermieter hatte trotz meiner augenscheinlichen Mehrfachbonität den Wunsch nach immenser Sicherheit - na klar - in Form eines immensen Sicherheitssümmchens inklusive erste Miete und wer weiß, was da noch alles inklusive war... Friseurkosten der Maklerin, ihr Nagellack, ihr Coffee-To-Go-Becher und natürlich ihre verschwendete Lebenszeit, ist ja klar...

So! Ich brauchte Kohle, Schotter, Knete, Penunsen - also diese Papierscheine mit Zahlen drauf, wenn es geht in der modernen Währung, die gerade Europa vereint. Und da ich nunmal auch nicht galaktisch wohlhabend obwohl völlig zufrieden mit meinen Monatstalern bin, brauchte ich Hilfe! Und damit kommen wir zu meiner Lieblingssportart - "Frag-mal-jemanden-nach-Geld". Aus den lustigen Sozialstudien, die man bei dieser Kommunikationsintention betreiben könnte, würde man eine mehrbändige Doktorarbeit zusammengeschrieben bekommen und natürlich auch gleich mehrere Doktortitel dafür bekommen - soviel steht fest bei soviel "Studienmaterial"...

Und so kam es dann zu eingangs kurz angerissenem Telefonat mit einem Freund, der im Umland ein ganz gut betuchter Revierförster ist und von dem ich auf Grund zahlreicher vorher überstandener vertrauensbildender Maßnahmen dachte, dass er mir aus der finanziellen Patsche hilft. Er hätte das Geld, das wäre kein Thema. Aber er wäre ein gebranntes Kind und hat schon ein Mal sein Geld nicht zurückbekommen, deshalb tut er sich schwer. Er könnte jetzt auch lügen und sagen, er hätte es nicht... Bla bla bla... Nö. Da erteilt er mir lieber einen Schlag ins Gesicht unter dem Motto "deshalb traue ich Dir auch nicht - sind ja alle gleich." Nee - iiiissss klaaa...

An der Stelle hätte ich dann doch lieber die Notlüge des nicht vorhandenen Geldes bevorzugt als mit einem direkten Stich ins Herz zu sagen "Ich traue Dir nicht." "Aber schön, dass Du mal angerufen hast. Wir fliegen dann morgen nach Ägypten in den Urlaub und ich rufe Dich dann nochmal zum Verabschieden an." (Hintergrundinfo: wir hatten uns in Ägypten am Strand kennengelernt - ein kleiner Ort am Roten Meer ist sozusagen meine zweite Heimat mit zweitem liebevollem Freundeskreis usw.) Der geizige Förster fliegt also zu meinen Lieben und ich fliege aus der Wohnung raus auf die Straße - nur, dass unser Flugmodus ein gänzlich unterschiedlicher war...

Und natürlich hat er den nächsten Tag nicht angerufen. Und natürlich konnte auch seine Frau es nicht einrichten, sich zu einer Abschieds-SMS zu erniedrigen - aber besagte Abschieds-Botschaft ging dann von meinem Mobiltelefon an die ganze lustige Kiefernwaldtruppe - nämlich, dass ich sie über den Jordan schicke und sie gleich da bleiben können, wo der Pfeffer wächst (ja, ich weiß, dass das eigentlich ein anderer Kontinent ist - Ihr lieblosen Krümelkacker). Sie hatten sich nicht mehr gemeldet, und das bräuchten sie jetzt auch nicht mehr, und dass ich ihnen einen wunderschönen Urlaub wünsche. Und dann: Schweigen im Walde - keine Reaktion des Försters mehr!

Ende der Geschichte: Wohnung habe ich nicht bekommen, habe dann 4 Wochen in einer Frühstückspension gewohnt und vorab mein Hab & Gut an allen möglichen und unmöglichen Stellen in Berlin untergebracht - ganz toll war das!

Joah. War das jetzt ein klassisches Beispiel aus der "Bei-Geld-hört-die Freundschaft-auf-Philosophie"? Muss man erst mit verlodderten Klamotten und in einem hygienisch fragwürdigen Zustand bei seinen Freunden aufkreuzen, um wirklich zu überzeugen, dass man Hilfe braucht? Tragen Telefonate jetzt nicht mehr dazu bei, Freundschaften zu vertiefen sondern eher zu beenden? Ist universelle Hilfe in Form von Geld nicht eigentlich besser als harter körperlicher Einsatz oder gar die Unterbringung einer Freundin auf der Wohnzimmercouch? "Teilen" wir jetzt nur noch Informationen im Internet und das Brot in der Realität teilen wir nicht mehr? Wo sind denn all die guten Wertevorstellungen und all unsere gute Erziehung hin - zum Teufel noch mal???

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe - erklär`sie mir bitte, ich find´sie nämlich blöd!

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Sonntag, 26. April 2015
Die abgewrackte Barkeeperin, die das Feuer auf dem Spielplatz nicht melden wollte
"Wohnen Sie hier in der Nähe oder warum?", war die Antwort auf meine Frage, ob ich mal kurz telefonieren könnte. "Nicht ganz, aber drei Straßen weiter.", antwortete ich ihr und fragte mich wahrlich innerlich, ob nach Auffassung der Barfrau nur "direkte Anwohner" die Feuerwehr rufen sollten. "Haben Sie denn kein Handy?", fragte mich die Frau, die eine E-Zigarette rauchte, dann auch noch... Och nee... (By the way - der Notruf ist für jedes Handy kostenfrei.)

Man, man, man! Was für einer Plinse bin ich daaaaa nur wieder begegnet! Halt die Frau fest! Die olle Wirtin passte aber auch haargenau ins Klischee einer Tresenschlampe der letzten Kneipe in der hinterletzten Stadt - nur, dass wir uns beide ziemlich zentral in Berlin befanden und zwar in der Nähe eines riesigen Holzspielplatzes, der in Flammen zu stehen drohte! Und das kam so...

Beim allabendlichen Gassi ging ich mit meinem Hund eine für uns eigentlich untypische Runde. Hundebesitzer kennen das und werden sich hier wiederfinden - wenn im "Gassigebiet" eine große 4- oder gar 6-spurige Hauptstraße liegt, dann überquert man diese eher selten - man bleibt halt in seinem Block - bitte schmunzeln!

Nun wollte ich doch tatsächlich mal über die Grenzen meiner Gewohnheiten hinaus - und dann das! Ich komme an einem sehr beliebten Spielplatz vorbei, der wie ein Zirkus aufgemacht ist und komplett aus Holz ist (natürlich TÜV-geprüft - wir sind ja schließlich in Deutschland). Auf den Bänken vor dem dazugehörigen Bolzplatz sah man schon von Weitem ein Feuer brennen inklusive der grölenden, erkennbar alkoholisierten Jugendlichen.

Das Ganze spielte sich an einem Samstagabend ab so kurz vor 22 Uhr. Als ich samt Hund vorbeischlenderte kam ein Junge auf dem Fahrrad gefahren und rief noch vor dem Spielplatzzaun "Sagt mal, was macht Ihr denn da???" mit entsprechendem verurteilenden Unterton. "Scheiße, Alter, was habt Ihr denn angezündet? Was brennt denn da?", fragte der Junge entrüstet als er mit dem Rad auf den Spielplatz fuhr. Ein Mädchen laberte angetrunken, dass es zusammengesammelter Müll ist, und etwas singend brüllte sie "Laaaaagerfeuer in der Cityyyyy"... "Sag mal, spinnt Ihr? Was soll der Scheiß?" "Jetzt bleib mal locker..."

Jep. Ich als Passantin samt Hund bin dann mal locker geblieben und da ich mir beim Gassi gehen den Luxus leiste, kein Handy mitzunehmen, bin ich mal locker in die nächste Kneipe rein. Die war keine 50 Meter vom lockeren "Lagerfeuer in der City"entfernt. Und hier kommt dann die bildungsferne Bierglasfrau ins Spiel, die ich eingangs bereits zu Wort kommen ließ. Fürs Protokoll: wir befinden uns im 21. Jahrhundert - dem sogenannten Kommunikationszeitalter! Aber hier war dann weder Kommunikation noch Zeit, Alter!

Sie unterhielt sich mit dem einzigen Gast am Tresen, musterte mich mit einem abwertenden Blick, unterhielt sich weiter mit der Biergestalt, zog an ihrer E-Zigarette und kam dann tatsächlich doch auf die Idee, mich zu fragen, was ich denn möchte. "Kann ich mal kurz bei Ihnen telefonieren? Jugendliche haben auf dem Spielplatz ein Lagerfeuer angezündet und ich würde gern die Polizei rufen." Ob ich in der Nähe wohne, ob ich denn kein Handy hätte, dass sie mir ihr Handy nicht geben kann und, dass sie hier kein Telefon hat, bla, bla, bla - nee iiis klaaa...

Feuer auf einem Holzspielpatz - und die Bartussi interessiert das einen Scheißdreck! Ist ja nur ihr Kiez, ist ja nur ein paar Meter weiter...

Ich bin dann unverrichteter Dinge wieder aus dem "Raucherlokal ohne Telefon" raus und hoffte nur, dass ich dann morgen in der Tageszeitung nicht lesen muss, dass der Zirkusspielplatz letzte Nacht abgefackelt wurde. Ob ich dann den Cops von der indirekt unterlassenen Hilfeleistung berichte - habe ich mich auf dem Heimweg gefragt?

Aber der Fall war klar. Samstag abend. Beinahe leere Kneipe. Ich habe die alte Tresenfrau erstens beim Unterhalten gestört, zweitens beim Rauchen, drittens beim Arbeiten, viertens musste sie sich in meine Richtung bewegen und dann soll sie fünftens auch noch etwas für die Sicherheit der Allgemeinheit tun? Ausgeschlossen!

Und auch richtig klischeehaft! Die Frau hatte kurze rote Haare, war total überschminkt, ziemlich billig aufgetakelt, im Gesicht total verhärmt und faltig, knöchige Hände mit unprofessionell lackierten Nägeln - und diese Zeitgenossin soll sich für einen Spielplatz interessieren? Mitnichten!

Wissen Sie, die Menschen mischen sich immer in alles Unwichtige ein, studieren die Boulevardpresse bis ins kleinste Detail und kennen jeden ach so wichtigen Klatsch und Tratsch - aber wenn in der eigenen Nachbarschaft mal locker ein unkontrolliertes Stadtfeuerchen gemacht wird, ist dieses "brennende Interesse" an allem Unwichtigen völlig erloschen?

Was genau war denn nun eigentlich das Problem dieser Frau? Dass ich anstatt einem Bier die Polizei ordern wollte? Dass ich ein Problem "von draußen" mit reinbrachte? Oder war ich einfach nur unbequem? Bin ich denn die Einzige hier, die Samstag abends klar denken kann? Ist den "Barmenschen" nicht klar, dass Sicherheit und Gesundheit das Wichtigste im Leben ist - und zwar auch für "Spielplatzmenschen"? Und wieso überhaupt kommen diese losgelösten Halbstarken auf die bescheuerte Idee, auf einem Holzspielplatz Müll anzuzünden??? Was ist denn bei denen schief gelaufen???

Und das alles ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe?! Erklär` sie mir bitte - ich find` sie nämlich wirklich blöd!

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Die Walbeobachterin auf Gran Canaria und ihre immense Nächstenliebe in der Nachbarschaft
"Ola Chica!", "Bonjour Cherie!" und "Ciao Bella!" - so fingen ihre gut gelaunten SMS meist immer an, und unsere beginnende Freundschaft fing mit Smalltalk auf der Hundewiese sowie mit Kaffeetrinken beim Italiener um die Ecke an... Währet den Anfängen, dachte ich, und "Lobet den Herrn!", denn bei unseren Kaffeegesprächen konnte ich Stück für Stück erkennen, dass ich doch tatsächlich jemanden auf meiner Wellenlänge gefunden hatte. Ich ließ mich sogar schon dazu hinreißen, diese sympathische Person als meine Seelenverwandte zu bezeichen - es passiert nicht mehr oft in diesen Zeiten (21. Jahrhundert, deutsche Hauptstadt, "Geld-regiert-die-Welt-Modus" und "Jeder-ist-sich-selbst-der-Nächste-Philosophie"), dass man jemandem begegnet, der einen erstens wirklich versteht und zweitens in den einem wichtigen Dingen so denkt, wie man selbst... Das macht mich wirklich glücklich, wie Sie - meine geneigten Leser - sicherlich nachvollziehen können...

Oftmals ist es ja so, dass man sich in Clubs, Bars, Restaurants etc. mit einem Menschen trifft, den man gerade neu kennen lernt, um sozusagen auf neutralem Boden zu bleiben, aber meine neue Symphathieträgerin war in meinen Augen mittlerweile schon soweit, dass ich sie zu mir nach Hause einlud - sogar mehr noch - wir fingen an, über erste Probleme zu sprechen, die jede von uns hatte, was da heißt, wir vertrauten einander! Jeder Mensch weiß, wie verdammt wichtig (Ur)vertrauen zu einem anderen Menschen ist und wie gut sich das Ganze anfühlt - stimmt`s oder habe ich Recht?

Umso mehr kann man also nachvollziehen, wie sehr es weh tut, wenn man irgendwann schmerzlich erkennen muss, dass weder Vertrauen noch die ganze beginnende Freundschaft beim ersten zwischenmenschlichen "Test" eine Rolle spielen. Unsere Freunschaft wurde nämlich auf eine erste Probe gestellt und das kam so: ich hatte meiner Kaffeefreundin von den immensen, im rechtlichen Sinne illegalen Machenschaften meines Vermieters erzählt, die im Endeffekt dazu führen werden, dass ich ausziehen muss. Die Miete meiner Wohnung beträgt lediglich 10 % meines Gehaltes, es ist also völlig absurd von mangelnder Bonität meinerseits etc. zu sprechen. Ich kritisiere "zu viel" in den Augen des Vermieters und daher bin ich "unbequem". Ich halte es aber weiterhin für richtig, vor sich hin verwesende tote Ratten und menschliche Fäkalien im Keller des Hauses dann doch zu hinterfragen - vom Geruch mal ganz abgesehen...

Nun denn. Meine bis dato mir stets geneigte Freundin flog samt Lebenspartner in den ihr wohlverdienten Resturlaub nach Gran Canaria. Während das wirklich liebenswürdige Paar die dort ansässigen Wale beobachtete und es sich gut gingen ließ, spitzten sich meine Lebensumstände hier in der deutschen Hauptstadt zu! Egal, welche Rechtsmittel mein Anwalt benutzte und egal, wie vielen Behörden Berlins ich meinen grotesken Mietstreit erklärte - eines bleibt in Stein gemeißelt: Recht haben und Recht bekommen sind definitiv zwei verschiedene Paar Schuhe - oh ja!

Während also meine Walbeobachterin Kraft tankte, wurde mir ungerechter Weise eine ganze Menge Energie entzogen und ich mutierte fremdgesteuert zur Obdachlosen. Geld regiert die Welt - ich habe mir das nicht ausgesucht - und dieses Geld regiert auch in deutschen Amtsstuben - jeder Beamte hat scheinbar seine finanzielle Schmerzgrenze - man muss sich dieser mit seiner "lieb gemeinten Zuwendung" nur gut nähern - nicht wahr? Die Rede ist also von Korruption und Befangenheit... Und ich darf mir diese Einschätzung "anmaßen", denn ich arbeite selbst im Öffentlichen Dienst...

Zurück aus dem Urlaub begrüßte mich meine Beinahe-Freundin dann mit einer gut gelaunten SMS und lud mich bereits zum nächsten Kaffeeplausch ein. Ich habe mich auch sehr über ihre Rückkehr gefreut und ersehnte auch schon längst unser nächstes Treffen - da mir aber widerrechtlich mein Wohnraum entzogen werden sollte, lagen meine Prioritäten nicht im Konsumieren von koffeinhaltigen Heißgetränken, sondern in der intensiven Wohnungssuche. Dies unterbreitete ich der Teuersten ebenfalls per SMS und musste das nächste Treffen daher vorerst absagen - und jetzt kommt es: keine Reaktion! Also nochmal: sie hat nicht darauf reagiert! Gar nicht! Nix!

So. Ich brauchte Hilfe. Sie wusste es. Wohnungssuche, Umzug, Hundebetreuung, Auto, Tragehilfen und mentalen Beistand - aber nix... Einfach Funkstille... Bis heute... Schweigen im Walde...

Tja. Hm. Joah...

Sollte ich mich tatsächlich so in ihr getäuscht haben? Erkennen die Menschen von heute nicht mehr, dass ihre Hilfe gebraucht wird? Muss man diese Hilfe erst ganz konkret und direkt einfordern? Oder muss man diese selbstverständliche Nachbarschaftshilfe jetzt stets mit Geld honorieren? Sind sogenannte "Schön-Wetter-Freundschaften" jetzt das "Must-Have" des 21. Jahrhunderts? Wechselt man heutzutage die "Freunde" wie die Unterwäsche (vorausgesetzt, man wechselt sie noch täglich)? Warum hat sie mich denn nun so mit Ach und Krach einfach hängen lassen? Was soll das? Wo sind Moral und Nächstenliebe bloß heutzutage hin?

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe! Erklär` sie mir - ich find` sie nämlich blöd!

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Mittwoch, 1. April 2015
Die zickige Kollegin, die so dringend einen Gummibärchen-Krieg im Großraumbüro anzetteln musste
"Was genau passt Dir denn ständig nicht an mir, geneigte Kollegin?" Blickpause. "Ja, ich bin jünger. Ja, ich bin durchtrainierter. Ja, ich habe tolle Klamotten an. Und ja, die männlichen Kollegen finden mich toll - also was genau ist es denn? Mit unserer Arbeit kann das ja nicht zu haben..." Totter, totter, stammel, stammel... "Ich würde hier einfach nur gern in Ruhe arbeiten ohne Deinen täglich überflüssigen Zickenkrieg - meinst Du, Du kriegst das hin?" Rabuba, Rhabarber, bla, bla usw. - jedenfalls nix Relevantes, was als Antwort gelten könnte... Boah, Alter, immer diese Weiber...

Als ich neu im Kollegium war, merkten meine männlichen Kollegen sehr schnell, dass ich "in Ordnung" bin und auch, dass man mit mir Pferde stehlen könnte. Gut. Gefällt mir. Weitermachen und die anstehende Arbeit erledigen! Aber so einfach hier in Ruhe losarbeiten - nee nee nee, so schnell geht das nicht! Aber bitte lesen Sie selbst!

Zwei Kollegen in einer der ersten Frühstückspausen verkrümelten sich in eine der imaginären hintersten Ecken des Büros, zogen öfter die Augenbrauen hoch beim Unterhalten mit vollem Mund und schüttelten mehrfach die Köpfe samt gerunzelter Stirn... Da ich die "Fremdsprache der Körpersprache" ganz gut beherrsche, wusste ich, hier liegt etwas im Argen. Wenn lässige, gut ausbalancierte Männer sich fassungslos ärgern - dann stimmt hier etwas nicht und - und ich darf das sagen, weil ich selbst eine bin - der Grund für dieses Ärgernis ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Frau. "Ja. Man eh. Die zickt wieder rum. Alter Verwalter..." Ah ja...

Pass auf, Du Neue - er schmunzelte: Du bist neu, Du schaust gut aus und Dein Arbeitsplatz ist in unserer Nähe! Damit bist Du Staatsfeindin Nr. 1. Das heißt: erst wirst Du von der, dann von der da und später von dieser da angezickt - und dann geht das Ganze wieder von vorne los. Genauso wie deren Biorhythmus... Sagt der Verschmitzte und blickte jeweils richtungsweisend eine andere Kollegin an. "Och nö! Is jetz nich wahr - oder?" "Wirste schon sehen! Kollege Sowieso führt sogar Kalender, damit er weiß, wann Madam XY mal wieder stimmungsmäßig unpässlich ist..." Das glaub` ich jetzt nicht!

Aber dem war wirklich so. Und es nervte. Und es bremste mich aus. Und es war unötige Verschwendung von Arbeitszeit und von Arbeitsenergie. Ich driffte jetzt nicht ab in den alkoholisierten Kneipenjargon - aber ein erfülltes Sexualleben hat schon manches gehörnte Geschöpf im Alltag sehr geschmeidig gemacht - oh ja!

Da mir an der Geschmeidigkeit meiner hochgeliebten Kolleginnen sehr gelegen ist - und zwar nur, damit ich in Ruhe meiner Arbeitserfüllung nachgehen kann - ist dann die Anfangs aufgezeigte Gesprächssituation zustande gekommen. "Also was ist eigentlich Dein Problem? Aus dem unsachlichen Gefasel der letzten 5 Minuten erschließt sich mir das leider nicht!" Kollegin XY tänzelte weiter, nestelte an ihrer Tasche, nuschelte irgendetwas Herabwertendes - aber immer noch nix Aufschlussreiches. Für mich war der Fall klar - es war eine "ernsthafte Episode" aus dem Bereich der Stutenbissigkeit des weiblichen homo sapiens! Nur wat denn genau???

So müssen sich Männer fühlen, wenn sie nicht verstehen, warum ihre Frauen jetzt gerade austicken... Wenn sich jemand nicht in nachvollziehbaren Worten erklären kann, helfen ja sogenannte "Ja-und-Nein-Fragen", und ich hinterfragte mal locker all das niveaulose Zeug, was mir zum Thema Zickigkeit einfiel... Und siehe da! Madam geballte Übellaunigkeit fiel endlich ein, wo genau diese am heutigen Tag denn so herkommt - aber Sie werden den Kopf schütteln, wenn Sie es erfahren - glauben Sie mir!

Im Büro stehen auf allen Tischen irgendwelche Süßigkeiten herum. Jeder offeriert dem Vorbeischlendernden ohne seine eigene Anwesenheit irgendetwas, was man gleich in den Mund stecken kann. Es herrscht ausgelassenes Übereinstimmen darüber, dass das Naschen beim Anderen völlig ok ist. Alles easy. Läuft bei uns...

Aber läuft eben nicht bei der Biorhythmus-Fraktion! Jedenfalls nicht heute! Der Fauxpas des Tages war, dass ich von ihren tollen Gummibären genascht habe - und heute, aber auch ausgerechnet heute, waren diese eben nicht für die Allgemeinheit bestimmt, sondern nur für Mrs. Totterschnute selbst! Aha! Mist! Ich hatte einen fatalen Fehler gemacht! Gummibärchenkrieg im Großraumbüro! Diebstahl von Lebensmitteln! Mundraub! Ach Du ahnst es nicht... Oh nee, oh nee, oh nee...

Jut, SchatzMausi. Ick hab `nen Fehler jemacht. Dann mach` ick den natüüüürlich wieda jut. Auf geht`s! Ich habe dann sage und schreibe ganze 4 Tüten von de Jummibärchen gekauft und Mrs. Rührmichnichtan am Arbeitsplatz kredenzt. Ick bin ja nett!!! Aber sowas von! Mir tun ja meine "Fehler" uuuuunendlich leid...

Im nächsten Augenblick lagen dann alle 4 Tüten feinster Gummiware wieder auf meinem Platz. Tja. Was sagt man denn dazu? Ich glaube, mehr als opulentes Wiedergutmachen geht nicht! Für die ausgeglichenen Männer und meine Wenigkeit war klar: es lag nicht(!!!) an den Gummibärchen! So. Aus die Maus!

Frauen haben einen von der Natur gegebenen Biorhythmus. Männer übrigens auch. Alles kein Geheimnis. Aber der Mensch besitzt auch Intelligenz und Erziehung - und genau diese sollten ihm ein situationsangemessenes Verhalten ermöglichen! Finden Sie nicht?

Müssen denn diese ständigen "Gummibärchen-Kriege" sein? Egal, an welchem Arbeitsplatz?! Müssen denn diese "Zicken" tatsächlich immer so "rumzicken"? Hatten wir uns nicht alle von der Urgesellschaft zur heutigen Zivilisation weiterentwickelt? Kann frau nicht auch ein T-Shirt tragen mit der Aufschrift "Vorsicht! Ich menstruiere!", wenn sie so unverblümt stressig darauf hinweisen muss? Dann kann sich das Kollegium drum herum darauf einstellen! Dann kann eine Menge Arbeitsenergie endlich wieder in unser gemeinsames Bruttosozialprodukt gesteckt werden! Oder ist den Biorhythmusfrauen dies etwa alles völlig egal? Denken die Zickenden auch mal an die Bezickten? Oder eher nicht? Und überhaupt - was soll denn das immer?

Und genau das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe! Erklär` sie mir bitte, ich find` sie nämlich blöd!

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Sonntag, 29. März 2015
Die Frau mit der überbreiten Hüfte an der kaiserlichen Packstation
In einem normalen Supermarkt, der hier ganz gewiss nicht weiter namentlich erwähnt wird, habe ich mir kürzlich an der Kasse neues Telefonguthaben für meine ausländische Prepaidkarte gekauft. Jemand mir sehr am Herzen liegendes weilt für einige Zeit im nichteuropäischen Ausland, und da es nicht an Kommunikation mangeln sollte, habe ich mir eben so ein Vorher-Bezahl-Sprachdings besorgt. Man bekommt einen lustigen Bon ausgedruckt, der nochmehr lustige - teils überflüssige - Daten enthält und lädt sein Guthaben entsprechend seines Telefonanbieters wieder auf.

Der für mich immense Vorteil an einer Prepaidkarte ist der, dass die Telefongesellschaft eben nicht die ganzen Daten braucht, die man bzw. frau sonst so angeben muss. Als mich bei einem Vertragsabschluss anderer Art der Sachbearbeiter zu Informationen befragte, die laut meinem gesunden Menschenverstand inhaltlich nix zur Sache tun, fühlte ich mich genötigt, ihn zu fragen, ob er auch noch meine Körbchengröße, meinen Menstruationskalender und die Handelsmarke meiner Slipeinlagen bräuchte - dann wäre ich nämlich komplett gläsern für ihn? Zu beschriebenem Vertrag ist es dann logischerweise nie gekommen - meine Körbchengröße behalte ich ja selbstverständlich für mich! Ob Johann Philipp Reis nebst den anderen Erfindern des Fernsprechapparates sich das Ganze mal mit so viel Drumgewese gedacht haben, möchte ich arg bezweifeln...

Um jedenfalls das dennoch notwendige Drumgewese völlig ordnungsgemäß hinzubekommen, bin ich nach dem Bon-Kauf kurz an der Packstation stehen geblieben, um sicher zu gehen, dass meine Guthabenaufladung auch klappt. Erstens traue ich einem Papierbon nicht und zweitens wollte ich nicht schon zwei Straßen vom Markt entfernt sein, wenn ich vielleicht feststelle, dass etwas schief gelaufen ist mit meinem Telefongeld. Nach mir war eine kurze Schlange anderer Kunden. Das Abkassieren lief ganz normal weiter. Das darauf folgende Einpacken auch. Also allet schick!

Aber nicht ganz! Eine Frau, die mich schon mehrfach wortlos von der Seite musterte, schien sich innerlich einen Text zu überlegen, um mich und mein Dasein kommentieren zu müssen. Nachdem sie ihre drei Habseligkeiten in einem Stoffbeutel verstaut hatte und bereits im Gehen begriffen war, hat sie dann doch endlich allen Mut zusammengefasst und folgendes zum Besten gegeben: "Aber blöd rumstehen muss man hier auch nicht. Das stört doch!" Innnerlich dachte ich: "Und für diese qualitativ hochwertige Wortsammlung haste jetzt so lange gebraucht, Mädel?" Nach außen reagierte ich aber völlig anders: "Sie wollen mir nicht wirklich erzählen, dass Ihr Hüftumfang größer als 1 Meter ist und Sie hier nicht vorbeikommen?" Vor allen Dingen war die Tottertante ja schon längst an mir vorbeigezogen... Und das Wichtigste dabei war, dass der (Frei)Raum, um den es ging, mit Sicherheit 1,10 Meter betrug - es passten also garantiert drei holder Dämlichkeiten in diesen hinein, gemessen an deutscher Durchschnittsfrau mit deutscher durchschnittlicher Körbchengröße natürlich...

Die Kassiererin staunte Bauklötzer, die nächste Kundin grinste. "Lassen Sie bitte Ihre schlechte Laune nicht an mir aus - sondern am Besten an dem, von dem Sie sie haben!", legte ich nochmal nach und schaute der blöden Bemerkung genau in die Augen. "Ich bin gar nicht schlecht gelaunt!", meinte darauf die Stoffbeutelfrau und nestelte hektisch an demselben herum. "Soll das etwa gute Laune sein, was Sie hier verbreiten?" Mittlerweile grinsten alle weiblichen Anwesenden - Kundinnen und Kassiererinnen...

"Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, meine Teuerste!", trällerte ich überschwänglich und machte eine Armbewegung, die die Meckerzicke in Richtung Marktausgang dirigierte... Man man man... Meine Ansichten zu schlechter Laune möchte ich hier nicht nochmal wiederholen! Aber das Gedenken an meinen obercoolen Großvater, der mir den Zusammenhang von schlechter Laune und schlechtem Sex erklärt hat schon! Gott habe ihn selig! Bester Oppa aller Zeiten! Ich hatte seine Worte schon in einem anderen Text verewigt, wie Sie sicher wiederfinden werden...

Mein Guthaben war gebucht und auch ich verließ den kleinen, ach so engen Markt mit einem umso mehr breiten innerlichen Grinsen auf meiner Seele. "SchatzMausi - wenn Du wüsstest... Aber vielen Dank für den Stoff, aus dem die Geschichten für meinen Blog sind!" Wäre ja tragisch, wenn mir die Ideen ausgehen würden! Aber da es so oft beim Aufeinanderstoßen von Menschen hier in der Hauptstadt ordentlich menschelt, wird es mir an Worten nie fehlen - keine Angst!

Was aber genau hat die Frau dazu bewegt, mich unbedingt antexten zu müssen? Hatte die Situation etwa mit der unterbewerteten Stutenbissigkeit bei Frauen zu tun? Wollte Sie mich dafür verantwortlich machen, dass ihre Hüfte jetzt breiter ist als meine? Liegt das nicht vielleicht doch an den üppigen Einkäufen, die sie macht? Wie kommt die Frau überhaupt auf die Idee, dass sie den Raum an der Kasse in einem Supermarkt hier in Berlin für sich allein beanspruchen kann? Hat sie beim Leben in der Großstadt etwa erwartet, dass alle beiseite springen, wenn die Gnädigste erscheint? Sollten sich die Designer für Supermarktkassen jetzt doch mit den Körperproportionen von Menschen bei ihrer Planung befassen? Und überhaupt - müssen die Menschen immer so aggressiv sein bei ihrer Nahrungsbeschaffung?

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe! Erklär` sie mir bitte - ich find` sie nämlich blöd!

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Samstag, 28. März 2015
Die eingeschnappte Kreuzfahrt-Reisende, deren Verabschiedung so dreist vergessen wurde
Das Telefon klingelt nicht. Die Türklingel läutet nicht. Das Sims-Signal ertönt nicht. Ich scheine mir also definitiv einen riesigen Fauxpas geleistet zu haben - und ich kann Ihnen auch sagen welchen: ich bin doch tatsächlich und dreister Weise krank!

Grippe trotz Grippeschutzimpfung. Und zwar bilderbuchreif und von höchster Qualität. Was da heißt: kein "Müff" und kein "Mäh" - mich konnte man einfach mal ganz locker auf der Ersatzbank liegen lassen. Ich hing durch wie ein nasser Sack und war vom Arzt zu Bettruhe aber mindestens Couch-Potatoe-Dasein "verurteilt" worden...

Mit den gängigen Schnief- und Triefkrankheiten ist es nämlich so - und das müssen Sie unbedingt wissen - man sucht sie sich aus! Und das geht so: Man stellt sich in die Reihe mit Angina an, sagt noch die Haarfarbe für die Angina an und legt sich dann mit der - wahrscheinlich blonden - Angina ins Bett. Ich hatte mich also aus freien Stücken bei der Reihe mit meiner Wunschkrankheit Grippe angestellt und habe mir ein Prachtexemplar ausgesucht...

So oder so ähnlich muss das gedanklich mit dem Kranksein in der Erkältungszeit bei den Leuten ablaufen, die den Erkrankten selbst für seinen Zustand verantwortlich machen, wobei sie gleichzeitig noch schlechte Laune bekommen, weil der Erkrankte dann gewisse Verbindlichkeiten nicht einhalten kann. (Er will das ja so und er will ja auch gern Ärger haben, weil er Zugesagtes gern nicht einhält usw...)

Mein Tag sollte ursprünglich so enden, als dass ich nach Feierabend rüber zu einer Seniorin gehen wollte und diese herzlich verabschiede, da sie im Begriff war, auf längere Kreuzfahrt durch die Südsee zu gehen. Ich kannte die Dame aus dem Park, unsere Hunde kannten sich und spielten miteinander, wir spielten öfter Gesellschaftsspiele und witzelten über Gott und die Welt - alles in allem war es eine generationsübergreifende Freundschaft, die sehr angenehm war...

Jedenfalls bis zu dem Tag, da ich so einfach unangemeldet krank wurde. Die Seniorin weiß, wo ich wohne, wann ich arbeite und wie sie mich erreicht. Die Seniorin besitzt ein Telefon, weiß wie sie es bedienen muss und kennt meine Telefonnummer. Die Seniorin besitzt sogar ein ultraschnelles Internet, kann prima Emails schreiben und diese absenden. Die Seniorin kennt mich sehr gut, weiß, dass auf mich Verlass ist und, dass ich ausgesprochen pünktlich bin. Die Seniorin läuft sogar noch super - und zwar noch am selben Tag bis zum Reisebüro und zurück in ihre Wohnung - aber eben keine 3 Meter weiter in meine Richtung...

Es war also Funkstille. Die Dame ist hocherhobenen Kopfes wortlos abgereist. Und ich lag krank und sprachlos im Bett...

Ich hätte ja wohl sehr genau gewusst, dass sie verreist und warum ich mich nicht gemeldet hätte - tönte es nach ca. 1 Monat aus einer vorwufsvollen Email heraus, die von der MS Kreuzfahrtschiff Sowieso abgesendet wurde???

Joaah... Klarer Fall von falscher Prioritätensetzung, zu hohen Erwartungen und der fixen Idee, dass man Dreh- und Angelpunkt dieser Welt ist... Dachte ich jedenfalls ziemlich gelassen vor mich hin... Auch gutbetuchten älteren Damen müsste der Umstand bekannt sein, dass Gesundheit nun mal das Wichtigste auf der Welt ist. Darüberhinaus müsste ebenfalls bekannt sein, dass Kommunikation mindestens zweiseitig ist - und wenn die eine Seite merklich schweigsam (da krank) ist, sollte man sich dazu herablassen können, mal nachzufragen, was denn los ist - oder nicht?

Oder haben Senioren über 70 Jahren das Monopol darauf, sich nicht nach dem Befinden jüngerer Mitmenschen erkundigen zu müssen? Schickt man in diesem Alter gleich eine ganze Freundschaft über den Jordan, weil sich nicht anstandsgemäß verabschiedet wurde? Kommt man einfach nicht darauf, dass Nichterscheinen einer wichtigen Person zu hinterfragen? Badet man dann lieber tagelang in Griesgrämigkeit und nimmt das Ganze dann auch noch auf eine Kreuzfahrt mit? Ist persönliches Reise-Entertainment jetzt wichtiger als das Wohlbefinden von Freunden? Oder habe ich hier wieder mal einen generationsübergreifenden Betüddelungs-Fehler gemacht???

Egal wie - nach Rückkehr von der Kreuzfahrt schweigt sich die Dame aus. Sie ist wahrscheinlich so verbittert, dass sie nicht erkennt, wer hier eigentlich den Fehler gemacht hat. Die Grundvoraussetzung zum Glücklichsein ist Zufriedenheit. Ein gesunder Körper ist das Haus, in dem diese Zufriedenheit wohnt. Aber bei der Kreuzfahrtfrau über 70 zählt das alles überhaupt nicht...

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe! Erklär` sie mir bitte - ich find` sie nämlich blöd!

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Freitag, 27. März 2015
Der freundschaftliche Übernachtungs-Polizist, der dann doch etwas mehr als nur amtliches Ermitteln wollte
Jede Nacht - und ich betone es nochmal - wirklich jede Nacht wird mein Tiefschlaf fremdbestimmt abrupt unterbrochen, und ich werde mal mehr und mal weniger aufgeschrocken von einer Lärmquelle in der Wohnung über mir. Diese "Lärmquelle" so muss man sich vorstellen, ist eine 77-jährige Seniorin mit einem ausgeprägten unsteten Schlaf-Wach-Rhythmus. Darüberhinaus badet sie in ihrer eigenen bösartigen, garstigen Unzufriedenheit und hat auf Grund ihrer vorgeschobenen Gebrechlichkeit sowohl bei den deutschen Behörden als auch beim Vermieter einen im Volksmund sogenannten "Jagdschein" oder eben auch "Freifahrtschein"...

"Was treibt die Omma denn da jede Nacht???", werden Sie vielleicht fragen, und ich kann Ihnen leider nur sagen: "Ick weeß et doch ooch nich!!!" Menno... Aber Sie müssen sich die Geräusche ungefähr so vorstellen, als würde jemand ein Krafttraining mit Hanteln absolvieren und ständig "ups" eine Hantel fallen lassen. Und kurz darauf "ups" noch ein zweites, drittes und viertes Mal... Und - oh ja! Sie weiß sehr genau, dass sie mich weckt. Und - oh nein! Die Terror-Omi denkt nicht im Traum daran, ihr Hanteltraining auf die Zeiten mit natürlichem Tageslicht zu verlagern!

Manchmal wurden die Geräusche auch dumpfer und es klang, als ob "Madam Lärm-Oma" jede Nacht einen Stapel Goldbarren zählt bzw. diese dann umstapelt, wobei ihr ebenso wieder "ups"-mäßig einige runterfallen... Ich bin ungefähr ein viertel Jahr lang im Pyjama die Hausflurtreppe hochgetappelt um zu klingeln - aber je öfter ich reaktionslos klingelte, umso intensiver wurden ihre nächtlichen Aktivitäten, man, man, man... Geöffnet hat die alternde Hanteltante aus Feigheit natürlich nie! Gibt es eigentlich so etwas wie senile, nächtliche ADHS???

2 Jahre, 26 Anzeigen und 3 Polizeieinsätze sowie 1 Sozialarbeiterauftritt später meinte das Ordnungsamt, dass ich in der Beweislast wäre, denn die widrige Wilmersdorfer Witwe meinte doch glatt bei allen Anhörungen, sie mache absolut gar nix!!! Hört! Hört!

Gesagt - getan! Ein sehr guter Freund von mir ist Polizist und gleichzeitig auch noch ein ziemlich "ranghohes Tier" bei den Freunden und Helfern. Ich habe dem guten Mann B&B - also "Bed & Breakfast" angeboten, wenn er dafür eine Nacht mein Ohrenzeuge ist und sich die Rums-Aktivitäten der Seniorin anhört. Er selbst hat eine sehr sympathische Frau und zwei tolle Söhne - es ging also um nix, was nach "One-Night-Irgendwas" aussah oder auch nur so gedacht war.

Aber der Freizeit-Polizist, der auch nur ein Mann war, dachte allerdings anders! Ok ok, Sie fangen an zu schmunzeln - aber ich persönlich kann mit einem guten Freund im selben Bett liegen ohne Hintergedanken - zumal er ja Kind & Kegel hat - und das ist ja wohl Tabu!!! Gut. Die Nacht war durchgeplant und durchgesprochen. Der Schlachtplan fürs gemeiname Geräusche lauschen war gemacht. Die Einkäufe fürs Dankeschön-Frühstück warteten ordnungsgemäß im Kühlschrank. Na dann - Gute Nacht!

Sagt er und legt seinen Arm um mich...

Als ich ihm mit klaren Worten ("Du bist nicht zum pimpern hier, Genosse Oberkriminalkommissar!") verdeutlicht habe, dass ich seine Zuwendung lediglich in Form eines Geräusche-Zeugen brauche, meinte er "ok" und drehte sich von mir weg.

Jep! Und was soll ich Ihnen sagen - die Terror-Omma hat den Braten gerochen und in dieser Nacht keine Goldbarren fallen gelassen. Deshalb musste mein Polizisten-Freund auch plötzlich umso eiliger und früher los, und Frühstück bräuchte er jetzt auch nicht, er müsse jetzt dann doch gleich den großen Sohn von irgendwo abholen...

Aaah ja! Hm hm! Oooookeeeyyy............ So! Das war dann mal ein bilderbuchreifer Schuss in den Ofen! Ich bin am Verzweifeln, weil ich schon ewig nicht mehr ungestört schlafen kann und der verbeamtete Freund hat ganz spontan "Bei-mir-Schlafen" mit "Beischlaf mit mir" verwechselt! Man, Alter! Es ging um ein juristisches Problem! Nicht um ein sexuelles! Das hätte ich nämlich definitiv anders gelöst!

Was war hier also eigentlich schief gelaufen? War das ein klassisches Beispiel aus der Rubrik "Frau und Mann können nicht befreundet sein"? Oder eher ein Vorgehen, um das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden? Sollte ich mich etwa geschmeichelt fühlen, dass ich neben seiner Frau auch noch in sein Beuteschema passe? Ist Monogamie jetzt oldschool? Gehört mein Hüftumfang jetzt neuerdings mit zu den Ermittlungsdaten bei nächtlicher Ruhestörung? Oder sind meine moralischen Ansprüche vielleicht doch zu hoch? Freunde gehen durch dick & dünn, dachte ich - aber "dick" hatte er aufgetragen und "dünn" war das Eis, auf dem er sich dann bewegte...

Normalerweise simsen wir regelmäßig und auch, wenn wir uns mal länger nicht sehen können, ist niemand sauer, und es ist immer so, als hätten wir uns gerade gestern erst gesehen... Jetzt ist allerdings Schweigen im Walde seit dieser übergriffigen Aktion! Jahrelang beste Freunde - und nach einem gescheiterten, einseitig erhofftem One-Night-Stand ist die ganze Freundschaft zu den Polizeiakten gelegt - ja prima!

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe! Erklär` sie mir bitte - ich find` sie nämlich wirklich blöd!

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Samstag, 21. März 2015
Die Frau, die nach meinem Treppensturz nicht zum versprochenen Haarewaschen kam
Mich hatte es bilderbuchreif ausgehebelt - aber anständig! An einem frühen Samstagmorgen vor jetzt fast 10 Jahren bin ich im Hausflur auf der Treppe gestürzt. In der einen Hand die Mülltüte und in der anderen das Papier für die Recyclingtonne. Ein Abfangen des Sturzes war nicht möglich - mir waren die Hände "gebunden". Es ist - wie vielleicht bekannt - ein gutbürgerliches Mietshaus und es sieht auch sehr mondän aus - ist es aber nicht! Der ausgetretene Sisalteppich auf den Treppenstufen war locker und die Messingstäbe nicht ordentlich verankert, und ich flog in gefühlter Zeitlupe längst zur Körpermitte mit sportlicher Wucht hin... Aber richtig heftig! Wie im Trickfilm! Eine Treppenstufe bohrte sich in mein Kreuz, die andere in die Lende und die dritte in den Allerwertesten! Kennen Sie das? Sie fallen hin - entweder zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad - und Sie fragen sich innerlich, wann kommt denn endlich der Aufprall???

Aber der kam! Aber hallo! Und zwar dermaßen heftig, dass er mich sprichwörtlich einen Kopf kürzer gemacht hat - 9. und 10. Wirbel mit Kompressionsfraktur! Die dann fehlenden 6 Millimeter lösten im Endeffekt einen so höllischen Schmerz aus, dass sowohl mein Sportarzt als auch mein Apotheker ziemlich tief in die Tasche greifen mussten - Sie verstehen, was ich meine! Ich war dann zwar schmerzfrei, hatte aber "gefühlte Wortfindungsstörungen" und dachte nur: "Hoffentlich ruft mich keiner an! Ich klinge wahrscheinlich als ob ich frisch von der Hanfernte komme!" Bitte jetzt schmunzeln!

Diese mir auf meinen Geist zu übergriffigen Medikamente habe ich nach 2 Tagen abgelehnt und bin lieber auf die Maximaldosis anderer Schmerzstiller umgestiegen. Fakt ist, so wie oben beschrieben, passierte das Ganze am Wochenende, jede kleinste Bewegung tat atemberaubend und innehaltend weh - ich habe das halbe Leben verflucht und das Treppenhaus sowieso, den Vermieter inklusive! Ich kam also nicht darum herum, nach fremder Hilfe zu fragen für alle notwendigen Dinge des Schmerzlebens...

Gesagt, getan! Am Sonntag bat ich eine Freundin (von Beruf Goldschmiedin und studierte Übersetzerin), die zwei Querstraßen weiter wohnt, ob sie für mich zur Bereitschaftsapotheke gehen könnte. "Muss das sein? Hätte Dir das nicht eher einfallen können?". Innerlich sprachlos, mir aber dennoch bewusst, dass ich - scheiße nochmal!!! - auf fremde Hilfe angewiesen bin, antwortete ich, dass ich auf solche immense Schmerzen nicht vorbereitet war. Es hieß nämlich erst Wirbelprellung als Diagnose - später erst nach dem MRT waren dann die Frakturen erkennbar, und ich dachte, dass meine vorhandenen Schmerzmittel ausreichen. Sie trabte los...

Mir ging es wahrlich hundeelend. Mir!!! Sonst sportlich durchtrainiert, bewegungsfreudig und outdoor-aktiv. Was für eine verdammte Sch...!!! "Du hast mir echt den ganzen Sonntag versaut.", meinte meine "Freundin" als sie von der Apotheke zurückkam. "Ich bin echt völlig ko. War ein strammer Fußmarsch." Das I-Tüpfelchen ihrer schlechten Laune kam aber definitiv von dem Umstand, dass ich gerade kein Bargeld im Haus hatte und die "Sonntagshelferin" das Ganze jetzt auch noch verauslagen musste! Mein Gott! Auch noch mit Geld! Was für ein Elend!

Ich habe mir das nicht ausgesucht. Ich bin nicht aus eigenem Wunsch heraus auf der Treppe gestürzt und habe mir zwei Wirbel angebrochen! In mir drin tobte ein Sturm aus Wut und Traurigkeit - ich hatte aber keinerlei Kraft, der Dame die Leviten zu lesen! Im Gegenteil! Ich hatte mich darauf verlassen, dass ich mich im Notfall auf sie verlassen kann. Aber denkste! Ich war dann verlassen! Und jetzt kam es: da ich mich wirklich kaum bewegen konnte vor Schmerz und schon gar nicht die Arme heben konnte - musste ich diese Straßennachbarin auch noch darum bitten, mir bei der Körperpflege zu helfen! Was für ein Sch...gefühl!

"Könntest Du bitte morgen vorbeikommen und mir beim Haarewaschen helfen? Allein bekomme ich das nicht hin..." Ja. Sie kommt.

Und nein! Sie kam nicht.

Man muss die Enttäuschung, die dahinter steht, nicht großartig in Worte fassen. Aber sie tat weh. Sie tat sehr weh.

Sie müsse jetzt ihre Reisevorbereitungen treffen, erfuhr ich dann per Email und auch per SMS. Schließlich fliegt sie demnächst nach Italien in ihre Zweitwohnung. Dort gäbe es einiges zu tun. Sie kann sich jetzt nicht um mich kümmern.

Aha. Soso. Ich war sprachlos. Ich war wortlos. Ich kämpfte mit Schmerz, Tränen, Enttäuschung und Wut. Als ich dann die richtigen Worte fand, habe ich diese in eine Email gepackt und diese "Freundschaft" ad hoc aufgekündigt. Ich brauche jetzt Hilfe, nicht später! Nicht nach einer Woche Italien! Jetzt eben! Heute! Und zwar zum Haarewaschen...

Gesundheit ist das Wichtigste im Leben! So abgedroschen wie dieser Satz vielleicht auch klingen mag - aber es ist so! Und wenn einem dann in tiefster Krankheit nicht geholfen wird, dann schnürt einem das wahrlich die Kehle zu! Das ist echt bitter...

Hätte ich mir einen anderen Tag zum Treppensturz aussuchen sollen? Hätte ich ihn vielleicht vorher ansagen sollen? Hat sie ein galaktisch hohes Trinkgeld erwartet für den Apothekengang? War es womöglich zuviel verlangt, mir die Haare zu waschen? Ist es jetzt nicht mehr selbstverständlich, seinen Freunden in Notlagen zu helfen? Kommt man nicht mehr von selbst darauf, dass man sichtlich benötigte Hilfe anbietet? Ist das eigene Ausflugsentertainment jetzt wichtiger als die Gesundheit eines Menschen?

Sind "Freunde in der Not" jetzt nicht mehr gängige Moral? Was ist nur los in dieser Welt? Und das ist die Welt, in der ich lebe(n muss)? Erklär` sie mir bitte - ich find` sie nämlich blöd!

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Dienstag, 10. März 2015
Die kleinen Sandförmchendiebe im kommunistisch angedachten Buddelkasten
Ich mach` das jetzt einfach mal, dachte ich mir... Ich will das jetzt wirklich mal wissen... Oooh ja! Ich möchte hier und jetzt sehen, ob das klappt oder nicht! "Was denn???", werden Sie mich jetzt fragen - und ich muss bei der Antwort etwas schmunzeln... Ganz einfach - ich will testen, ob der "lebendige Kommunismus" in unserer Gesellschaft eine Chance hat!

Wir hier in Deutschland leben in einem freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Kommunismus - so hat man es mir mal erklärt - ist, wenn alle alles miteinander teilen, sich niemand bereichert und sich jeder immer nur soviel nimmt, wie er gerade braucht. Das Ganze ist mit den Menschen von heute aber nicht machbar, wurde immer gleich abgewunken...

Nun ja, mit mir wäre das tatsächlich machbar! Soviel steht ganz sicher fest! Man kann immer nur 1 Paar Schuhe tragen, und wenn man satt ist, ist man satt - voll ist voll, mehr geht dann auch nicht. Letzteres versuche ich manchmal den Leuten in der U-Bahn zu erklären, die sich immer noch in den Waggon drängeln, obwohl ich mit der Nase schon an der Tür klebe - aber das 1. Physikalische Grundgesetz (Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein.) erschließt sich vielen Fahrgästen des Öffentlichen Nahverkehrs leider nicht...

Aber zurück zum Teilen und zum gelebten Kommunismus! Die Menschen von heute "teilen" eine ganze Menge mit ihren Mitmenschen, nur dass das Ganze mehr ein "Mitteilen" von m.E. völlig unwichtigen Dingen ist. Mich interessiert das Privatleben anderer Leute nicht sonderlich und ich selbst sehe nicht den geringsten Sinn darin, der Internetgemeinde mitteilen (posten) zu müssen, was ich gerade zu Mittag esse. Diese Smartphone-Menschen müssen offensichtlich alle möglichen "Informationen" mit ihrer Umwelt teilen - sprich rein ideelle Dinge - materielle Dinge natürlich nicht!

"Brich`mit Deinem Nächsten das Brot" klappt nicht, weil ein Brot nunmal nicht in eine pdf-Datei passt! Mist aber auch! Was man aber dennoch backen kann, sind Kuchen! Nämlich Sandkuchen im Sandkasten - daher hier mein kleines, ureigenes Kommunismus-Projekt in entsprechender Location: Letzten Sommer habe ich aus eigenem Budget heraus eine ganze Menge unterschiedlichen Sandkasten-Spielzeuges gekauft und habe jedes einzelne Teil mit den Worten beschriftet: "Nicht mitnehmen! Bitte auf dem Spielplatz lassen!" Das Ganze mit wasserfester, gut leserlicher Druckschrift, die definitiv NICHT zu übersehen war!

Mein Kommunismus-Ansatz war der, dass wenn die kleinsten Vertreter unserer Gesellschaft - unsere Kinder - schon nicht "teilen" können, dann sind auch wir Erwachsene oder zumindest der Großteil von uns so sozialisiert, dass gemeinsames öffentliches Eigentum nicht realisierbar ist. Logischerweise bringt jeder kleine "Proband" auf Grund der Aufsichtspflicht ihm gegenüber einen erwachsenen bzw. zumindest einen des Lesens mächtigen Begleiter mit, dem die Spielzeug-Beschriftungen nicht entgehen können.

Was kleine Sandkastenbuddler auch sehr gut wissen ist: was ist meins und was ist nicht meins. Und sie wissen auch sehr schnell: das will ich jetzt haben! Gesagt - getan! In einer Sommer-Nacht-und-kein-Nebel-Aktion habe ich meine 30 Buddelspielzeugteile lustig im hiesigen Sandkasten in meiner Straße verstreut und hatte mächtig Spaß dabei! So! Und jetzt raten Sie, ob und wie sich der Kommunismus im Buddelkasten breit gemacht hat!!!

Gut eingeschätzt! Und ja - völlig richtig erkannt! Der gute Kommunismus ist schon in den Anfängen an seiner Habgier erstickt! Am ersten Abend zählte ich 25 Eimerchen, Schäufelchen und Förmchen - es fehlten alle jene, die nach Maurerwerkzeug aussahen! Okeeeeeeyyyyyyy..... Am zweiten Durchzählabend minimierte sich das Buddel-Equipment auf 17 Teile - ein Eimerchen war weg und alles, was nach Meerestierförmchen aussah auch! Na suuupiiiiiiiiii.... Am dritten und letzten Abend (länger wollte ich aus Frustration dann doch nicht zählen) fanden sich noch 11 Teile - Eimer alle weg, Schaufeln komplett mitgenommen, Rest nur noch Kuchenförmchen...

Nach 1 Woche stand dann sandkastensicher fest: Leute - das mit dem Kommunismus kriegt ihr nicht gebacken! Der Wunsch nach eigenem Besitz im Plastikbereich setzt sich über das offensichtliche Gemeineigentum völlig hinweg! Ein kleiner blauer Plastikfisch war das einsame Überbleibsel der einwöchigen Spielzeugschlacht! Wie ernüchternd ist das denn??? Und das Ironisch-Traurige daran ist, dass ein Fisch ja eigentlich das Symbol des Christentums ist, in dem man sehr gern mit seinem Nächsten teilt...

Ich war etwas platt. Auch ein wenig sprachlos. Andersherum aber - was hatte ich denn erwartet? Vielleicht, dass die Erwachsenen, die auch überall auf den Kindergarten-Dingen ihres Kindes dessen Namen schreiben, wissen, was die Aufschrift auf dem Spielzeug bedeutet? Eventuell wäre es ja möglich gewesen, dass man einfach nur der Bitte nachkommt, dieses Spielzeug liegen zu lassen? Kinder, die spontan und unvorbereitet vorbei kommen, könnten dann auch fleißig buddeln und Sandburgen bauen...

Warum wurde das Sandkasten-Spielzeug nicht liegen gelassen? Warum hat sich hier ein Einzelner über viele Andere hinweggesetzt? Warum ist das gemeinschaftliche (kommunistische) Denken nicht in diesen Köpfen verankert? Was bringt es einer Einzelperson, zu Hause Sandförmchen zu horten, die ihm nicht gehören? Und was passierte eigentlich, nachdem manche Eltern zu Hause garantiert feststellten, dass einige Förmchen eben nicht ihrem Kind gehören?

Was ist das eigentlich für eine "Nehm`-ich-mir-einfach"-Mentalität? Gibt es nur noch persönlichen Privatbesitz, der auch oft nicht beachtet wird? Ist dieses gemeinschaftliche Denken tatsächlich nicht in uns verankert? Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe? Erklär`sie mir bitte - ich find`sie nämlich blöd!

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Samstag, 7. März 2015
Der überambitionierte Bodenwischer unter dem deutschen Geldautomat
Erwischt! Oder... ähm... nee... Er wischt! Er wischt nämlich ziemlich energisch. Und auch ziemlich körpernah. Und zwar zwischen meinen Füßen herum. Der gute Mann... Soweit - so gut, denn des Wischers Intention ist ja Reinlichkeit. Aber - und jetzt kommt es natürlich - während ich am Bankautomaten Geld abhebe! Tja - was sagt man dazu???

Nun ja - "man" (genauer gesagt nämlich ich) kommuniziert erst einmal nonverbal und zwar in der Form, als dass meine hochgezogenen Augenbrauen sich zu Fragezeichen vereinen, die sich ordnungsgemäß der Frage anschließen, wer von uns beiden jetzt eigentlich den mentalen Kolbenfresser hat? Bin ich im falschen Film? Oder hat doch eher der Wischmoppschwinger einen Filmriss?

Hm... Naja... Wenn meine Blicke töten könnten, dann wäre der kreiselnde Reinigungskräftige sofort nach 3 Sekunden in meiner Umlaufbahn verglüht! Da er aber von einem anderen Stern zu sein scheint, wischt mich der Pseudo-Meister-Propper gleich nochmal ein 2. Mal an - diesmal von der anderen Seite! Ich habe nicht gesagt, dass er eine Rechts-Links-Schwäche hat, Ihr Lieben, der Wischmopp ist einfach nur gründlich!

Und zwar gründlich daneben! Gut! Ok, mein Bester - dann erklimme ich mal fein säuberlich die nächste Kommunikationsstufe für Dich: ein entschiedenes Räuspern plus abgrenzender Blick von mir inklusive der hochgezogenen Augenbrauen! Aber der gute Raumpfleger hat mein Privatprogramm zu seiner Resozialisierung immer noch nicht verstanden! Dabei putzt er gerade mit sehr viel Hingabe den Bodenaufkleber mit der Aufschrift: "Bitte Diskretionsabstand halten!"

Möglicherweise ist er ja Analphabet? Vielleicht ist er zu sehr konzentriert auf den gesprenkelten Boden? Vielleicht merkt der Gute sowieso nix mehr? Vielleicht ist er einfach nur ein Mann? Oh nee! Nicht doch...

Nun ja - meiner Erfahrung nach gibt es hier genau zwei Erklärungsmöglichkeiten dafür, warum ich gerade mehrfach beim Geldabheben durch eine überambitionierte Reinigungskraft gestört werde: unbedarft oder berechnend!?

Letzterer Gedanke gefiel mir dann leider gar nicht, denn wenn der Mann damit rechnet, mit meinem Geld zu rechnen, dann hat er nicht mit meiner Reaktion gerechnet! Für manche Menschen in unserer Gesellschaft ist ja Kriminalität eine akzeptable Lebensform - nur, dass ich diese so gar nicht gutheißen kann! Um nicht zu sagen definitiv verachte... Daher weiter im Text und in meinen Bemühungen, den Diskretionsabstand einzuforden, den ich für meine paar Piepen nunmal brauche!

"Ich würd` hier gern etwas Geld abheben, wenn`s recht ist!" "Und ich würd` gern fertig wischen!" Ahhhhh ja! Operative Hektik ersetzt geistige Windstille - der Mann scheint tatsächlich nur ganz eifrig durchwischen zu wollen... Ich weiß nicht... Ich habe in meinem Leben auch schon ein paar Putzjobs gehabt - aber ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass ich mal um irgendwelche Kunden "herumgeputzt" habe... Ohne die vielen guten Reinigungskräfte dieser Welt würden wir im Dreck versinken - daher haben sie wahrlich meinen vollsten Respekt! Aber so? Man man man...

Bin ich womöglich dabei, die ganze Situation überzubewerten? Ist der fleißige Bodenwischer einfach nur in seine Aufgabe vertieft? Ist das jetzt unsere Multikulti-Gesellschaft, in der Hygiene definitiv den Vorrang hat? Habe ich vielleicht dem hart arbeitenden Geschöpf zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt? Ist das jetzt das 21. Jahrhundert, in dem alles gleichzeitig passieren muss wobei wir alle etwas mehr zusammenrücken müssen? Erwarte ich etwa zuviel, wenn ich kurz ungestört etwas Haushaltsbudget von der Bank brauche? Oder habe ich einfach verkannt, dass der reinigende Facility-Manager ein schlechtes Timing bei seinen womöglich 6 Minijobs hat? Habe ich dann vielleicht doch zuviele schlechte Nachrichten von Banküberfällen gesehen? Was genau ist denn hier eigentlich schief gelaufen?

Und das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe - erklär` sie mir, ich find` sie nämlich blöd!

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Dienstag, 24. Februar 2015
Die schlecht gelaunte Frau mit der ritterlichen Schokolade an der Supermarktkasse
"Ja, genau die sind heute im Angebot!". "Und das ist der Grund, warum ich sie kaufe", antworte ich schmunzelnd der sympathischen Verkäuferin an der Kasse, die ich wirklich schon länger kenne und als äußerst angenehmen Menschen empfinde. "Hallo, Frau Sowieso! Und? Wie geht es?". "Naja, muss halt, momentan so der gängige Schnief und Trief..." "Ja, das geht so rum. Haben jetzt wirklich viele...". So oder so ähnlich verlief unsere belanglose, aber dennoch herzliche Smalltalk-Situation an der Supermarktkasse, die bis zur Verabschiedung völlig normal war - Verkäuferin zieht die Produkte über den Scanner und plaudert dabei etwas mit der Kundin - halt eine Standard-Situation beim Einkaufen...

Ich war gerade dabei, noch die letzten wenigen Lebensmittel in den Korb zu legen, um sie dann am Packtisch in die Einkaufsbeutel zu tun, als die nächste Kundin nach mir schnippisch bemerkte: "Ach, bin ich jetzt dran??? Ich dachte schon, ich müsste hier übernachten..." Vorab hatte die Kassiererin die Kundin servicegemäß begrüßt. Ich sah die Verkäuferin wortlos an, zog die Augenbrauen hoch und verabschiedete mich ausufernd freundlich von ihr. "Ihnen auch noch einen schönen Abend und gute Besserung!", trällerte die Frau an der Kasse ebenso überschwänglich zurück...

Die Kassiererin war wirklich sehr souverän und ging in keiner Weise auf die übel gelaunte Übernachtungs-Freundin ein. Diese hatte lediglich einen Stapel der viereckigen, sportlichen Schokolade zu bezahlen - mehr nicht. Von der Tageszeit her spielte sich diese Situation nach 18 Uhr ab, der Tag war also für die meisten Menschen schon gelaufen. Für die Schokoladen-Frau war er aber offensichtlich schlecht verlaufen - aber egal wie, die Kassiererin darf dafür nicht ihr Ventil sein!

Schon mein Großvater hat gesagt, dass es für schlechte Laune (besonders die am frühen Morgen) nur zwei Erklärungen gibt - schlechten oder gar keinen Sex! Und ich gebe ihm da vollkommen Recht! Menschen, die ein zufriedenes Sexualleben haben sind gut drauf und völlig ausgeglichen im Tagesablauf. Solche Leute würden nie auf die Idee kommen, die Dame an der Supermarktkasse vollzupflaumen! Schauen Sie sich doch mal morgens an der Ampel oder so die Gesichter von Paaren an, die gemeinsam in den Tag starten - dann wissen Sie ganz genau, was ich meine! Ja, Sie schmunzeln - aber da ist etwas dran!

Die Frau mit der Sport-Schokolade hatte diese jedenfalls dringend nötig - soviel war wirklich klar! Da die oben geschilderte Situation definitiv einer "Nachbesprechung" bedurfte, bin ich am nächsten Tag wieder in den Supermarkt gegangen. Ich kenne schließlich die Arbeitszeiten meiner Lieblingsverkäuferin! "Schnauze halten und abkassieren!", kommandierte ich schroff - noch bevor die Dame mich überhaupt begrüßen konnte. "Man, war die schlecht drauf gestern - oder?", entgegnete die lustige Kassenfrau. "Tja," erwiderte ich, "die brauchte ihre Schokolade halt gaaaaanz dringend!" Daraufhin schmunzelten wir beide...

"Sie sind hier nur die doofe Verkäuferin, damit das mal klar ist ja!", redete ich ihr aus der Seele. "Sie können grüßen, abkassieren und fertig - mehr aber auch nicht! Haben Sie das jetzt endlich verstanden?", fragte ich mit dem nötigen Sarkasmus. "Zu Befehl, Mam - 11, 71 Euro!" "Na, geht doch mit Ihnen! Rühren!", war dann meine Reaktion. "Gut, dann rühre ich mal das Geld in meiner Kasse um", amüsierte sich die Gute ziemlich gickernd...

"Nicht ärgern lassen!", sagte ich mit einem Zwinkern, "Immer schön gelassen bleiben!" "Sowieso.", meinte die Kassenfrau verschmitzt und fragte dazu noch, ob ich auch noch ausreichend Schokolade daheim hätte? Die viereckige Sportliche sei schließlich im Angebot... Aber ich antwortete nicht mehr, denn die "Nachbesprechung" des gestrigen Anranzers war bereits maximal erfolgreich verlaufen...

Was sind das eigentlich für Leute, die sich stets an Anderen auslassen müssen? Ist denen jemals der Gedanke gekommen, dass sie völlig unschuldige Menschen für ihre Probleme verantwortlich machen? Ist der Schokoladenkäuferin vielleicht im Nachhinein klar geworden, dass die Frau an der Kasse nix für das lausige Sexualleben kann, dass sie - trotz ihrer Schokolade - garantiert hat? Warum sind die Menschen nicht mehr in der Lage, ihre schlechten Energien im Zaum zu halten? Ist Selbstbeherrschung jetzt eventuell aus der Mode gekommen?

Mensch, kauft Euch doch einen Boxsack, heftet das Foto Eures "Übel-Laune-Machers" an ihn ran und trainiert Euch dann mal ordentlich aus! Dann muss die arme Frau an der Supermarktkasse Euch auch nicht ertragen! Man, man, man - und das ist die Welt, in der ich lebe - erklär`sie mir, ich find`sie nämlich blöd!

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