Mittwoch, 1. April 2015
Die zickige Kollegin, die so dringend einen Gummibärchen-Krieg im Großraumbüro anzetteln musste
"Was genau passt Dir denn ständig nicht an mir, geneigte Kollegin?" Blickpause. "Ja, ich bin jünger. Ja, ich bin durchtrainierter. Ja, ich habe tolle Klamotten an. Und ja, die männlichen Kollegen finden mich toll - also was genau ist es denn? Mit unserer Arbeit kann das ja nicht zu haben..." Totter, totter, stammel, stammel... "Ich würde hier einfach nur gern in Ruhe arbeiten ohne Deinen täglich überflüssigen Zickenkrieg - meinst Du, Du kriegst das hin?" Rabuba, Rhabarber, bla, bla usw. - jedenfalls nix Relevantes, was als Antwort gelten könnte... Boah, Alter, immer diese Weiber...

Als ich neu im Kollegium war, merkten meine männlichen Kollegen sehr schnell, dass ich "in Ordnung" bin und auch, dass man mit mir Pferde stehlen könnte. Gut. Gefällt mir. Weitermachen und die anstehende Arbeit erledigen! Aber so einfach hier in Ruhe losarbeiten - nee nee nee, so schnell geht das nicht! Aber bitte lesen Sie selbst!

Zwei Kollegen in einer der ersten Frühstückspausen verkrümelten sich in eine der imaginären hintersten Ecken des Büros, zogen öfter die Augenbrauen hoch beim Unterhalten mit vollem Mund und schüttelten mehrfach die Köpfe samt gerunzelter Stirn... Da ich die "Fremdsprache der Körpersprache" ganz gut beherrsche, wusste ich, hier liegt etwas im Argen. Wenn lässige, gut ausbalancierte Männer sich fassungslos ärgern - dann stimmt hier etwas nicht und - und ich darf das sagen, weil ich selbst eine bin - der Grund für dieses Ärgernis ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Frau. "Ja. Man eh. Die zickt wieder rum. Alter Verwalter..." Ah ja...

Pass auf, Du Neue - er schmunzelte: Du bist neu, Du schaust gut aus und Dein Arbeitsplatz ist in unserer Nähe! Damit bist Du Staatsfeindin Nr. 1. Das heißt: erst wirst Du von der, dann von der da und später von dieser da angezickt - und dann geht das Ganze wieder von vorne los. Genauso wie deren Biorhythmus... Sagt der Verschmitzte und blickte jeweils richtungsweisend eine andere Kollegin an. "Och nö! Is jetz nich wahr - oder?" "Wirste schon sehen! Kollege Sowieso führt sogar Kalender, damit er weiß, wann Madam XY mal wieder stimmungsmäßig unpässlich ist..." Das glaub` ich jetzt nicht!

Aber dem war wirklich so. Und es nervte. Und es bremste mich aus. Und es war unötige Verschwendung von Arbeitszeit und von Arbeitsenergie. Ich driffte jetzt nicht ab in den alkoholisierten Kneipenjargon - aber ein erfülltes Sexualleben hat schon manches gehörnte Geschöpf im Alltag sehr geschmeidig gemacht - oh ja!

Da mir an der Geschmeidigkeit meiner hochgeliebten Kolleginnen sehr gelegen ist - und zwar nur, damit ich in Ruhe meiner Arbeitserfüllung nachgehen kann - ist dann die Anfangs aufgezeigte Gesprächssituation zustande gekommen. "Also was ist eigentlich Dein Problem? Aus dem unsachlichen Gefasel der letzten 5 Minuten erschließt sich mir das leider nicht!" Kollegin XY tänzelte weiter, nestelte an ihrer Tasche, nuschelte irgendetwas Herabwertendes - aber immer noch nix Aufschlussreiches. Für mich war der Fall klar - es war eine "ernsthafte Episode" aus dem Bereich der Stutenbissigkeit des weiblichen homo sapiens! Nur wat denn genau???

So müssen sich Männer fühlen, wenn sie nicht verstehen, warum ihre Frauen jetzt gerade austicken... Wenn sich jemand nicht in nachvollziehbaren Worten erklären kann, helfen ja sogenannte "Ja-und-Nein-Fragen", und ich hinterfragte mal locker all das niveaulose Zeug, was mir zum Thema Zickigkeit einfiel... Und siehe da! Madam geballte Übellaunigkeit fiel endlich ein, wo genau diese am heutigen Tag denn so herkommt - aber Sie werden den Kopf schütteln, wenn Sie es erfahren - glauben Sie mir!

Im Büro stehen auf allen Tischen irgendwelche Süßigkeiten herum. Jeder offeriert dem Vorbeischlendernden ohne seine eigene Anwesenheit irgendetwas, was man gleich in den Mund stecken kann. Es herrscht ausgelassenes Übereinstimmen darüber, dass das Naschen beim Anderen völlig ok ist. Alles easy. Läuft bei uns...

Aber läuft eben nicht bei der Biorhythmus-Fraktion! Jedenfalls nicht heute! Der Fauxpas des Tages war, dass ich von ihren tollen Gummibären genascht habe - und heute, aber auch ausgerechnet heute, waren diese eben nicht für die Allgemeinheit bestimmt, sondern nur für Mrs. Totterschnute selbst! Aha! Mist! Ich hatte einen fatalen Fehler gemacht! Gummibärchenkrieg im Großraumbüro! Diebstahl von Lebensmitteln! Mundraub! Ach Du ahnst es nicht... Oh nee, oh nee, oh nee...

Jut, SchatzMausi. Ick hab `nen Fehler jemacht. Dann mach` ick den natüüüürlich wieda jut. Auf geht`s! Ich habe dann sage und schreibe ganze 4 Tüten von de Jummibärchen gekauft und Mrs. Rührmichnichtan am Arbeitsplatz kredenzt. Ick bin ja nett!!! Aber sowas von! Mir tun ja meine "Fehler" uuuuunendlich leid...

Im nächsten Augenblick lagen dann alle 4 Tüten feinster Gummiware wieder auf meinem Platz. Tja. Was sagt man denn dazu? Ich glaube, mehr als opulentes Wiedergutmachen geht nicht! Für die ausgeglichenen Männer und meine Wenigkeit war klar: es lag nicht(!!!) an den Gummibärchen! So. Aus die Maus!

Frauen haben einen von der Natur gegebenen Biorhythmus. Männer übrigens auch. Alles kein Geheimnis. Aber der Mensch besitzt auch Intelligenz und Erziehung - und genau diese sollten ihm ein situationsangemessenes Verhalten ermöglichen! Finden Sie nicht?

Müssen denn diese ständigen "Gummibärchen-Kriege" sein? Egal, an welchem Arbeitsplatz?! Müssen denn diese "Zicken" tatsächlich immer so "rumzicken"? Hatten wir uns nicht alle von der Urgesellschaft zur heutigen Zivilisation weiterentwickelt? Kann frau nicht auch ein T-Shirt tragen mit der Aufschrift "Vorsicht! Ich menstruiere!", wenn sie so unverblümt stressig darauf hinweisen muss? Dann kann sich das Kollegium drum herum darauf einstellen! Dann kann eine Menge Arbeitsenergie endlich wieder in unser gemeinsames Bruttosozialprodukt gesteckt werden! Oder ist den Biorhythmusfrauen dies etwa alles völlig egal? Denken die Zickenden auch mal an die Bezickten? Oder eher nicht? Und überhaupt - was soll denn das immer?

Und genau das ist dann auch noch die Welt, in der ich lebe! Erklär` sie mir bitte, ich find` sie nämlich blöd!